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Als erstes Zeichen hievon kann die großgedachte Einladung zu einer „Fastnacht“ d. h. zu einem Volksfeste gelten, die durch Basel an die gesamte Jugend der eidgenössischen Orte erlassen wurde; man zog dann aber vor, eine solche Veranstaltung zu verschieben. Feiner sinnvoller war, wie in diesen Tagen der Basler Rat das Andenken des Schöpfers der neuen Eidgenossenschaft, des seligen Bruders Claus, durch ein stattliches Geschenk an seinen Sohn zu ehren suchte.

Als Tag der Bundesbeschwörung war der Tag Kaiser Heinrichs, der 13. Juli, bestimmt worden; unter die Weihe dieses großen Schutzherrn wünschte die Stadt Basel das Ereignis zu stellen, mit dem für sie ein neues Leben anhob.

Schon die Begrüßung der eidgenössischen Gesandten, die über Liestal herangeritten kamen, geschah in ungewohnten, die Bedeutung des Tages heraushebenden Formen. Vor dem Äschentor der Schwarm der Basler Knaben, die den Herren entgegen sprangen, mit dem hellen Rufe „Hie Schweiz Grund und Boden und die Stein in der Besetzi“ sie begrüßten; am Tore selbst die Beamten, die schon hier in den schimmernden Trinkgeschirren des Rates den Ehrenwein boten. Und in fröhlicher Symbolik, die das stille Ruhbehagen der nun ganz gesicherten Stadt und ihre Verachtung aller Feinde lebendig dartat, war neben die weitgeöffneten Torflügel, auf die jetzt von Wächtern leere Bank am Zollhause eine Frau gesetzt mit Rocken und Spindel.

Durch den dunkeln Bogen drängte sich der Zug, und sofort in der Vorstadt, im Hirzen, begann das Bankettieren. Mit lauter Freude umgab und begrüßte das Volk die Männer, die in den letzten stürmischen Jahren so oft als Gesandte oder als gefürchtete Heerführer diese Gasse herein geritten waren und heute als Bundesbrüder kamen. Es war ein Jubel, der durch die ganze Stadt ging, und da und dort klang auch schon das muntre Lied, das der Basler Schulmeister Caspar Jöppel zu diesem Tage gedichtet hatte:

Basel du vil hohe kron,
Du wilt den frumen aidgnoßen beiston,
Du hast dich zu inen verbunden, —

worauf vielleicht ein guter Eidgenosse rasch einfiel:

Gemain aidgnoßen hand sich recht besunnen,
Daß sie Basel für ain ort hand gnumen,
Den schlüßel hand sie empfangen.
Damit sie ir land mögen beschließen.
Das tut manchen Österreicher verdrießen,
Sie haben ir groß verlangen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/207&oldid=- (Version vom 24.10.2016)