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Daß die Lust immer lauter wurde, dafür sorgten die Spielleute, die aus der ganzen Schweiz zum Feste herbeigeströmt waren und mit Kunst und Laune nicht geizten, der Gaben an Geld und bunten Kleidern und wappengezierten Silberschilden gewärtig, die ihnen dieser Tag einbringen würde. Es klang und pfiff von allen Seiten in das fröhliche Lärmen des Volkes, und mit den Musikanten mischten sich die Gaukler und Possenreißer, Allen voran der dicke Berner Stadtnarr Gutschenkel.

Neben diesem jede Schranke überbrausenden Gewoge und Getümmel aber sehen wir den schönen formenreichen Ernst der Männer, denen zumeist Ehre und Segen dieses Tages gehörten. Es waren die bekannten und erprobten Führer der Gemeinwesen, die hier beisammen waren: Heinrich Röist und Felix Keller von Zürich, die Berner Rudolf von Scharnachtal und Heinrich vom Stein, die Luzerner Schultheißen Jacob Bramberg und Jacob von Hertenstein, von Uri der Ammann Jacob vom Oberdorf, von Schwyz der Ammann Hans Wagner, von Unterwalden der Seckelmeister Hans Frunz, von Zug der Ammann Werner Steiner, von Glarus Jost Kuchli, von Freiburg Wilhelm Reiff, endlich die Schultheißen Daniel Babenberg und Niklaus Konrad von Solothurn. In Basel war seit dem Luzerner Tage Peter Offenburg Statthalter des Bürgermeistertums, der Schlüsselzunftmeister Friedrich Hartman Oberstzunftmeister geworden. Keineswegs waren diese Alle gleicher Art und Gesinnung, aber heute vom selben höheren Hauche belebt. Bei den Eidgenossen die Einen voll stolzer Freude, das so oft Begehrte nun in Händen zu halten; Andre, deren Sorge und Ärger jetzt schwanden, da sie sich umflutet fühlten vom Leben dieser mächtigen und schönen Stadt. Auch bei den Räten Basels unterlagen die Kühlen und sonst Nichts Bewundernden der hinreißenden Kraft eines solchen Tages, und neben ihnen standen Manche, die jetzt sich gerechtfertigt wußten nach viel bitterer Anfeindung, und denen das Glück ihrer Stadt, nun als ein für immer gesichertes geltend, der schönste Lohn aller Arbeit war.

Der offizielle Teil des Festes begann im Münster, wo heute Kaiser Heinrich in altüberlieferten feierlichen Formen geehrt wurde. Alles was Namen und Würde hatte, fand sich hier zusammen. Als nun die große Prozession durch das sonnenhelle Atrium, durch den Dom und den Kreuzgang sich bewegte, in ihrer Mitte die kostbar gefaßten Reliquien der heiligen Herrscher Heinrich und Kunigunde und um diese gedrängt die Prälaten und Cleriker samt den mit blühenden Kränzen geschmückten Trägern der zahlreichen Zunftkerzen, bis zuletzt Alles im hohen Chore sich sammelte und hier Messe gefeiert wurde an dem mit der goldnen Tafel prangenden Frohnaltar, der Celebrant

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/208&oldid=- (Version vom 24.10.2016)