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Brunnen Basels, das Wuhr der Kleinbasler Teiche lagen jenseits der Grenze. Auch an die mannigfachen Maßregeln der Basler Stadtwirtschaft ist zu erinnern, mit denen diese über den politischen und stadtrechtlichen Machtbereich hinaus eine Herrschaft geltend zu machen suchte: die Bannmeile, den Neuen Weg, den Rheinzoll in Kleinkems, die Zollwärter zu Eimeldingen und beim Grenzacher Horn usw.

Freilich stand dem gegenüber, daß Basel diesen selben umliegenden Landen in ganz einziger Weise wichtig und unentbehrlich war. Jedem Bauer, der frei werden wollte, galt diese Stadt als das gegebene Ziel seiner Wanderung, als die künftige Heimat. Sie bot jedem Bedürfnisse die Befriedigung, jeder Not die Hilfe. Sie war die starke wohlgerüstete Festung. Aber auch das mächtige Gotteshaus, reich an Reliquien Gnaden Trost und heiligem Prunke, jede Form kirchlichen Lebens gewährend. Überhaupt Alles das, was Größe auszeichnet vor Kleinheit, was ein Stadtwesen heraushebt über das offene rauhe, stets von Entbehrung und Gefahr bedrohte Land. Die Besonderheit Basels aber lag darin, daß diese ganze Summe von Bedeutung hier bestand und anerkannt wurde über Grenzen und Herrschaftsverhältnisse hinweg, daß gleichsam in Verleugnung des geschichtlichen Ganges der alte Anfangszustand noch immer wirkte, da Basel der erste Ort am Oberrhein gewesen war, von ihm aus die ganze Gegend Licht und Leben empfangen hatte. So sehen wir, nicht in Ausführung von Bünden oder Verträgen, sondern Kraft unvertilglichen eigenen Wesens und alten Herkommens Basel zu allen Zeiten, oft dicht neben den leidenschaftlichsten Wirrungen und Kämpfen, dem oberrheinischen Lande Markt Vorrats- und Kaufhaus Werkstatt Schatzkammer Burg sein. Die Untertanen derselben Herren, die Basels Feinde sind, flüchten zur Kriegszeit sich und ihre Familie, ihren Viehstand, ihr Getreide hinter die Mauern Basels. In ähnlicher Weise dient Basel als Refugium auch Herren und Städten dieser Lande, die ihm zu Zeiten ihre Juwelen Prunkgeschirre Zinsbriefe Privilegien u. dgl. in Aufbewahrung geben.

In solcher Weise stand und wirkte Basel in seiner Nachbarschaft. Und wenn es oft vom Gefühle der Exponiertheit, des Vereinsamtseins bedrängt war, so kannte es auch seine Kraft, den Schirm seiner mächtigen Fortifikationen, seines vielbewunderten Geschützwesens, seiner ausgebildeten Regierungskunst.


Umgeben war die Stadt zunächst von zahlreichen kleinen Herrschaften.

Zu beiden Seiten des Rheins saßen Adlige, die in den verschiedensten Formen und Ausdehnungen Herrenrechte übten. Droben in Bettingen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)