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System der Ratsverfassung. Mit der Handfeste würde die Grundlage ihrer Macht gewichen sein.


Die früheren Bischöfe sind in ihrem Verhältnis zur Stadt schon geschildert worden; wir haben uns nur noch mit der Zeit nach 1450 zu beschäftigen. Gemeinsam ist den Episkopaten dieser Periode, daß keine Verpfändungen bischöflicher Rechte an die Stadt mehr vorkommen; vielmehr wird jahrzehntelang um Recht und Herrschaft gekämpft.

Nur während des ersten Episkopats nicht. Die Zeit war von langen Kriegen ermüdet, hatte ihre Kräfte erst wieder zu sammeln. Dieser allgemeinen Stimmung entspricht auch das Bild der sieben Regierungsjahre des Bischofs Arnold von Rotberg 1451—1458.

Man hat den Eindruck eines durchweg ruhig und ungehemmt sich Vollziehenden. Schon darin, wie Arnold, Sohn des mächtigen Bürgermeisters Hans Ludman von Rotberg und Bruder der großen Donatorin Sophia Zibol, von diesem Ansehen begleitet rasch seinen Weg macht, durch Studien in Heidelberg und Bologna und durch die Würden des Domkapitels bis zur höchsten Stelle. Nach Bischof Friedrichs Tode wurde er am 29. Januar 1451 durch das Domkapitel einstimmig erhoben; am Pfingstsonntag empfing er die Konsekration; wenige Tage später gab er der Stadt die Handfeste und seinen Bruder Bernhard zum Bürgermeister. Hieran schloß sich sofort die schöne Szene des Fronleichnamstages, da Arnold seine erste Messe als Bischof sang, die vornehmsten Prälaten des Domstifts zum Erstaunen der Kleriker ihm am Altare dienten, der Rat ihn beschenkte, bei der Prozession alte angesehene Herren wie der Baron von Ramstein, Hans Rot, Henman Offenburg ihm den Baldachin trugen. Es ist sicherlich nicht Zufall, daß die Chronisten alle diese Einzelheiten melden. Auch ihnen erschien der milde Glanz der Fürstlichkeit und Andacht, der von Anbeginn die Gestalt Rotbergs umfloß, als etwas Überraschendes; Basel hatte schon seit langem nicht mehr einen seiner Bischöfe diese Funktionen verrichten sehen. Als dann Arnold nach wenigen Jahren sanft und unversehens starb, am 6. Mai 1458, hinterließ er die Erinnerung an einen Fürsten, der Allen sympathisch gewesen war. Mit ungewöhnlicher Wärme des Gefühls wurde seiner im Totenbuche des Münsters gedacht so gut wie in der Rats-Chronik, und ein hervorragend schönes Grabmal zeigt uns die Anmut seines Wesens noch heute.

Großes allerdings ist von ihm nicht zu melden, wie überhaupt nur wenige Leistungen überliefert sind: der Bau des Bischofspalastes, die Abschaffung

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/224&oldid=- (Version vom 1.8.2018)