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der an gewissen Festen vor dem Münster abgehaltenen Jahrmärkte, die strenge Aufsicht auf den Wandel der Geistlichkeit; mit dem Rate der Stadt war er an Kodifikationen des Basler Rechtes beteiligt und traf eine Vereinbarung über die geistliche Gerichtsbarkeit. Wenn im übrigen Stille um ihn herrscht, so ist dies nicht Zeichen von Untätigkeit. Er übernahm ein vom Krieg schwer getroffenes Bistum und tat nun ohne Geräusch seine Pflicht des allmählichen Heilens und Erneuerns. Daß er dabei auf allen Seiten das Lob eines Friedefürsten, eines frommen und guten Mannes sich erwarb, war doch nichts Kleines und läßt ihn auch zwischen den kräftigeren Gestalten von Vorgänger und Nachfolger mit Ehren bestehen.


Wenige Tage nach Arnolds Tode, am 17. Mai 1458, wählte das Domkapitel einstimmig seinen Dekan Johann von Venningen zum Bischof.

Dieser war schon 1439 mit einem Kanonikat am Basler Münster ausgestattet worden. Vor kurzem, nach dem Tode Johanns zu Rhein, hatte er den Dekanat erlangt; den Domdekanat zu Speyer besaß er schon seit mehreren Jahren.

Wir dürfen fragen, wie das Basler Kapitel dazu kam, diesen Pfälzer zu wählen. Warum nicht einen eingebornen Herrn, etwa den Hatstat oder einen der beiden Andlau? Der Vorgang ist nicht klar. Aber nahe liegt, an Einwirkungen des Enea Silvio zu denken, der damals schon Kardinal und in den deutschen Angelegenheiten Hauptberater des alten Papstes Calixt war. Er hatte Beziehungen zu Basel; ebensolche zu Speyer. Mit Johann von Venningen war er unlängst in Rom selbst zusammen gewesen. Hiezu kommt, daß der Bischof von Speyer, Johanns Bruder Siegfried von Venningen, und das dortige Domkapitel den deutschen Fürsten, die den Verletzungen der Konstanzer und Basler Dekrete durch die Kurie und den Bedrückungen der deutschen Nation durch Zehnten und Ablässe entgegenzutreten erklärten, sich nicht anschlossen. Speyer stand auf der Seite Roms. Nun sollte die Basler Bischofswahl auch dieses Hochstift von der antipäpstlichen Opposition fernhalten, und das geschah am besten durch die Erhebung des Speyrer Dekans Venningen. Ohne Zweifel machte der Basler Domherr Hans Werner von Flachsland, von dem an andrer Stelle noch zu reden sein wird, bei all diesen Verhandlungen den Agenten. Er besaß das Vertrauen des Enea; jetzt in Folge der Wahl Venningens rückte er in die schon früher erstrebte Basler Domdechanie ein. Vor bald vierzig Jahren hatte sein Vater Hans von Flachsland dem Bistum ähnliche Dienste geleistet durch Heranbringen des Johann von Fleckenstein, und wie damals mögen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/225&oldid=- (Version vom 1.8.2018)