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Übrigen, die ohne Zunft waren (mit Ausnahme der Handwerksknechte), nach dem zweiten Glockenzeichen im Rathaus einzufinden und hier den Häuptern und dem Rate Gehorsam zu schwören; nach dem Imbis aber waren die Zünfte in ihren Häusern versammelt und schworen hier samt den Gesellen dem Oberstzunftmeister, der Namens des Rates umging. Wie Vormittags so lautete auch jetzt der Eid, Häuptern und Räten gehorsam zu sein; ganz natürlicher Weise wuchs hier wie dort diese Eidesformel mit der Zeit in eine immer breiter werdende Fassung aus, bei der das Halten aller Gebote, Entrichtung des Ungelds, Geben und Nehmen des Rechts nur vor den Schultheißen usw. gelobt wurde. Gleichen Tags wie dieser Eid geschah auf allen Zünften die Wahl der neuen Zunftmeister durch die Sechser.

Gesondert leistete Kleinbasel den Eid. An einem Sonntag nach dem Großbasler Schwörtag, aber noch vor Mitte Julis. Auch hier begegnen uns die vertrauten schönen Formen. Die Amtleute, die durch Kleinbasel geritten waren, um zur Ratsmahl auf den Münster Platz zu laden, ritten auch jetzt wieder und die Ratsknechte liefen, boten die Kleinbasler Gemeinde zur Eidesleistung auf, - sie trugen dabei die Sommerkränze und warfen Aepfel und Birnen unter die Kinder. In oder vor der Niklauskapelle wurde der Eid durch die Kleinbasler geleistet, und ein Bankett, zu dem eine Deputation des Rates hinüberging, schloß den Tag.


Nur kurz sind hier noch die Stadtregenten zu erwähnen, die in politisch erregter Zeit neben die ordentlichen Häupter traten. Stets ausnahmsweise und höchstens für die Dauer weniger Jahre.

So der praefectus consulum, rector consulum im Jahre 1332. Nur einige päpstliche Briefe nennen ihn, und wir erfahren von ihm nur diesen Titel, der an italienische Zustände anklingt, gleich dem capitaneus et defensor von 1248, aber über die Natur des Amtes uns Nichts sagt.

Ferner der Ammeister, der zweimal, 1385 und 1410, an die Spitze der Stadt erhoben wurde. Wir erinnern an das über ihn schon Mitgeteilte.


Nähere Betrachtung heischen die Zunftmeister. Ihre Anfänge finden wir im XIII. Jahrhundert. Während kurzer Zeit unter Heinrich von Neuenburg wurden sie zum Rate gezogen. Dann ein Jahrhundert lang bildete ihre Gesamtheit mit jährlichem Wechsel alter und neuer Meister das Zunftmeisterkollegium, ein außerhalb des Rates stehendes Organ der Stadtverfassung. Vorsitzender des Kollegiums war der Oberstzunftmeister; es hatte seinen eigenen Schreiber und seinen eigenen Knecht. Für sich allein handelte

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/248&oldid=- (Version vom 1.8.2018)