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Neben den Abtritten usw. der Anwohner hatte der Birsig zahlreiche Dohlen aufzunehmen. Die große Kloake der Stadt heißt er bei Enea Silvio. Aber er war Schlimmeres: ein mächtiger stinkender Pfuhl, eine die ganze Stadt durchziehende Pfütze, in die nach Belieben Alles geworfen wurde, was man auf Straßen und in Häusern nicht dulden wollte: Schutt und Abgang aller Art, tote Katzen Hunde Schweine u. dgl.

Dies war der Zustand des Birsigs durch Jahrhunderte. Nur daß er von Zeit zu Zeit gestört wurde durch ein plötzliches Losbrechen des Flusses in gewaltigen Hochwassern. So 1339; die sorgfältige Bezeugung verrät, wie großen Eindruck dies Ereignis machte, bei dem der Birsig den Kirchhof der Barfüßer aufwühlte und die Begrabenen aus ihrer Ruhe davon riß. Dann die Birsiggrößen von 1374, 1446, 1491, 1519 bis zu den furchtbaren Verheerungen vom 14. Juni 1529 und 4. Juli 1530, die schon durch ihr rasches sich Folgen ausgezeichnet waren und deren zweite zudem prachtvoll geschildert ist. Sie bewirkten, daß das Birsigbett vom Steinentor bis hinauf nach Binningen korrigiert und am 4. April 1531 die Wasserordnung erlassen wurde, die erste systematische Organisation der Hilfe für die Fälle von Hochwasser.

Die alten Birsigbrücken beim Barfüßerkloster, bei der weißen Gasse und beim Hause zum Rüden finden wir auch jetzt wieder, die letzte von dem auf ihr stehenden Kuttelhause den Namen Kuttelbrücke tragend; außerdem ist nun die Neue Brücke bei der Brotlaube bezeugt. Sie trägt, gleich den Brücken zu Venedig und Florenz, Verkaufsbuden, die wohl zugleich mit der Brücke durch die Stadt errichtet worden waren; der Rat vermietete sie an Schuhflicker usw. Auch an den Steinen war jetzt eine Brücke, in der Verlängerung des Klosterbergs; statt der frühern Furt verband sie die beiden Ufer, leitete den vom Eselstörlein kommenden Verkehr zum Steinentor.


Neben dem Birsig strömt der aus ihm genommene Gewerbekanal, „Teich“, erst in später Zeit Rümelinsbach, früher oberer oder hinterer oder kleinerer Birsig geheißen. Ausdrücklich erwähnt wird er zuerst 1279; aber schon geraume Zeit vorher ist von Wasserleitung und Walkmühle die Rede; ein Hugo zur Walke wird 1193 genannt; wir dürfen annehmen, daß der erste Kanal aus dem Birsig im XII. Jahrhundert erstellt worden sei.

Wohl durch die Gemeinde selbst, auf ihrer Allmend, im Zusammenhang mit den Arbeiten für Korrektion und Verwertung des Birsigs. Die Ausdehnung des Kanals, das Planmäßige seines Baus deuten darauf, daß er als ein öffentliches Werk, aber im Interesse privater Nutzung, entstanden ist.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/292&oldid=- (Version vom 24.10.2016)