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Das Eigentum am Bache stand der Stadt zu, die seine Benützung den an ihm bestehenden Wasserwerken einräumte — vielleicht nachdem die Eigentümer dieser Parzellen den Bau des Kanals verlangt und durch Geldleistungen unterstützt hatten — und dafür ihnen die Pflicht überband, Teich und Wuhr zu unterhalten.

Diese Gemeinsamkeit von Rechten und Pflichten verband die Inhaber der Gewerbe zu einer Korporation; schon 1280 besorgten sie als Einheit eine Verlegung des Teichbettes. Die einzelnen Gewerbe hießen Lehen, wie an den beiden andern Teichen; sie wurden durch verschiedene Eigentümer geliehen, und dementsprechend war ihr Kreis nicht geschlossen; ihre Zahl wechselte. Ursprünglich wohl nur Mühlen und Walken, wandelten sie sich mit der Zeit zum Teil in Schleifen Stampfen Öltrotten Panzerschmieden usw.

Die Inhaber dieser Lehen leiteten in ihrer Gesamtheit die Geschäfte des Baches, zuletzt gemäß einer Ordnung, die der Rat 1459 durch seine Fünfer zur Beilegung bestehender Streitigkeiten erlassen hatte. Sie wählten jährlich zwei Wassermeister, die Wuhr und Teich zu beaufsichtigen hatten; die Instandstellung geschah unter ihrer Kontrolle durch die Lehen gemeinsam; jährlich am Pfingstmontag hatten sie den Bach abzulassen und darauf zu achten, daß jeder Anwohner das Bett vor seiner Liegenschaft reinigte und in rechter Breite erhielt; auch in andern Dingen, wie Werfen von Schutt u. dgl. in den Bach, unterstanden nicht nur die Lehen, sondern sämtliche Bachanwänder der Gewalt der Wassermeister.

Wir wissen nicht, ob der Bach schon ursprünglich bei Binningen oder damals erst weiter unten gefaßt wurde. Im XV. Jahrhundert ist vom Binninger Wuhr die Rede.

Das Meiste vernehmen wir von den Zuständen vor der Stadtmauer, auf der „Au“. Hier zog sich der Kanal am Raine des linken Ufers hin, höher als der Birsig, und wiederholt, 1280 und 1316, geschahen Änderungen dieses Laufes. Später gaben namentlich die Wässerungen viel zu tun; mit mehreren Generationen des Metzgergeschlechtes Mörnach, das Wiesen auf der Au besaß, mußten die Lehen deswegen streiten. Die am frühesten genannten Gewerbe dieser Gegend waren Klostermühlen, von St. Alban, St. Clara, Gnadental. Auch das Leonhardsstift hatte hier 1281 eine Mühle, später eine Schleife. Neben den beiden großen Gruppen der Wassergewerbe zu St. Alban und in Kleinbasel lag hier draußen die dritte, während Ähnliches im Innern der Stadt nicht bezeugt ist. Mit der Zeit lösen sich einzelne Gewerbe aus der Masse, werden für uns sichtbar in Handänderung und Umgestaltung. Ein Mühlwerk gehört 1453 dem Anton Gallizian und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/293&oldid=- (Version vom 24.10.2016)