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Willkür Einzelner. Ein durch diese Kräfte geschaffenes städtisches Straßennetz war schon im XIII. Jahrhundert vorhanden und ist von da an in der Hauptsache bis heute dasselbe geblieben. Ausbau und Änderung geschah zunächst im Vorstadtgebiet, wo die Besiedelung sich nur allmählich vollzog. Aber auch in der innern Stadt treffen wir Solches: so den schon früh ausgeführten Straßendurchbruch zwischen Fischmarkt und Herbergberg und die Führung einer Straße über den Birsig zwischen Eisengasse und Schneidergasse (Neue Brücke). Sodann die Erweiterung des Marktplatzes. Der alte Kornmarkt lag auf dem linken Birsigufer, von der untern Freienstraße durch einen Häuserblock getrennt; da verheerte 1377 ein Brand diesen Stadtteil und gab dem Adelsregiment Gelegenheit, das Gedächtnis der kurzen Jahre seiner Macht durch eine große Maßregel festzuhalten. Denn als solche hat die vom konzentrierten Marktverkehr geforderte Schaffung eines großen Marktplatzes zu gelten; er erhielt damals den Umfang, der fünf Jahrhunderte lang gedauert und dem stets wachsenden Leben genügt hat. Indem der Rat die Liegenschaften der verbrannten Häuser an sich brachte, anstoßende Gebäude erwarb und niederlegte, den Birsig wohl jetzt überwölbte, entstand der weite Platz. Der Verkauf des alten Münzhauses 1378, die Erneuerung des Brunnens 1380, dann noch 1395 der Abbruch des alten Rathauses waren Teile dieser Korrektion.

Die Geschichte des mittelalterlichen Straßenwesens ist uns überliefert beinahe nur durch die Erwähnung solcher Fälle, in denen die Behörde gegen private Usurpation zu kämpfen hatte.

Vor allem in Wahrung der zahlreichen im Innern der Stadt gelegenen Allmenden. Sie waren unaufhörlich in ihrem Bestande gefährdet, und der Rat wehrte sich dadurch, daß er von Zeit zu Zeit Listen der ärgsten Uebergriffe fertigen ließ und seinen Beamten zu erledigen gab. Wo versteckte Winkel und Örtlein waren, bei den Ringmauern, an der Rheinhalde, im Birsigbett, in den zu diesem führenden Gängen, griffen die Nachbarn mit Einbauten Überbauten Mauern Verhagungen über ihre Rechte; zwischen Aeschen- und Spitalscheuervorstadt, zwischen Steinenvorstadt und Kohlenberg mauerten sie öffentliche Verbindungswege zu und schlugen das Areal zu ihren Liegenschaften.

Ähnlicher Art waren die Bemühungen des Rates um Offenhalten und Säubern der Straßen. Was wir hierüber vernehmen, zeigt mit Deutlichkeit, daß die Stadt aus den Zuständen des frühen Mittelalters, die wir uns in ihrem wahren Wesen nie werden völlig vergegenwärtigen können, sich allmählich herausarbeitete zu einem Zustande, der heute wenigstens als

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/301&oldid=- (Version vom 24.10.2016)