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sammeln sollen, deren zwei für jede Vorstadt bestellt sind; Einer von diesen trägt das mit dem Stadtwappen gezeichnete Gerfähnlein der Vorstadt. Neben ihnen kommandiert am Tore selbst der Hauptmann der Torwache.

In Kleinbasel hat sich die Mannschaft vor der Niklauskapelle bei den Hauptleuten und dem Banner zu versammeln. Der Mauerring ist in zwei Teile zerlegt, für deren jeden ein Hauptmann zu sorgen hat. Auch hier funktionieren daneben die Torwachen unter eigenen Hauptleuten.


Wenn Etwas uns ermöglicht, in die Lage des damaligen Basel uns hineinzudenken, so ist es diese Flut von Reglementen, mit denen der Rat, rastlos erfinderisch, die Sicherheit seiner Stadt zu wahren sich bemühte. Sie zeigen uns die unerbittliche unermüdliche, gar nie nachlassende Feindschaft, der Basel ausgesetzt war; sie zeigen uns auch, wie wechselnd diese Befeindung auftrat, bald in der bald in jener Form, bald auf dieser bald auf jener Seite, die ganze lange Zeit hindurch von den Engländereinfällen bis zu den Kämpfen der Reformationszeit. Unaufhörlich erschüttert wurde das Gemeinwesen, das Leben jedes Einzelnen. Freilich auch erzogen gehärtet gestählt durch das Bewußtsein, daß jeder neue Tag wieder Alles in Frage stellen konnte. Nie die Freude völlig beruhigten Daseins, nie das Gefühl sichern Besitzes. Denn wie wenig durfte eine Stadt auch sich selbst trauen, die so gewaltige Vorkehrungen traf nicht nur gegen Widersacher draußen, sondern auch gegen innere Empörung, die in jedem Feuerausbruch die Tat eines Feindes vermuten konnte und ihren Löschdienst fast erdrückte durch das gleichzeitige militärische Aufgebot.

Kein Zweifel, daß dieses beständige Gerüstetseinmüssen Basels ein Teil seines geschichtlich gegebenen Wesens und unausweichlich war. Aber weshalb ein Gerüstetsein fast immer mit dem Schilde und so selten mit dem Schwert! Die Basler Militärakten sind Zeugnisse vor Allem der Defensive. Wir vernehmen unendlich viel mehr von Alarmvorschriften, von Anstalten für Bewachung und Verteidigung, als von der Organisation kriegerischer Auszüge oder gar vom Impetus kühnen spontanen Losbrechens.


Wie die Wacht so ruhte der Auszug völlig auf den Zünften und den Kleinbasler Gesellschaften. Sie waren die städtische Miliz. Sie hoben aus, musterten und stellten die Mannschaft zum Kriege, verpflichteten sie vor dem Auszug auf die Kriegsartikel; sie gaben die Form für die Bildung des Heeres.

Frühes Zeugnis hievon ist die Kriegsordnung von 1364, die vier Heerhaufen aufstellte, jeden aus mehreren Zünften gebildet und unter dem Kommando eines Ritters und eines Achtburgers stehend.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 305. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/326&oldid=- (Version vom 10.11.2016)