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neuen Herrschaft sofort die Zahlen der Mannschaftsrötel steigert, bis zuletzt diese bewaffneten Untertanen die Kontingente der Zünfte an Umfang weit übertreffen.

Neben dem Landvolk marschierten zu Zeiten auch Zuzüger aus den mit Basel verburgrechteten Landschaften, so 1425 aus dem Delsberger Tal, 1529 und 1531 aus Laufen und den fünf Dörfern.

Während im Alarmwesen auch die angesessenen Zunftlosen bestimmte Funktionen haben konnten, war im Auszug das Verhältnis ein anderes[.] Neben der festen Geschlossenheit der zu Stadt und Land Ausgehobenen sowie der Soldtruppen stand hier eine keinem Verband angehörende, z. T. auch keinem Verband anzupassende Menge, die aber mitziehen und mitkämpfen wollte. Soweit wir sehen, gliederte sich die große Mehrzahl dieser Freiwilligen den Zünften und Gesellschaften an, zu denen ihr Beruf sie wies und in deren Verband sie dann auch das Bürgerrecht erlangten. Anderer Art waren die berittenen Knechte, die durch Edelleute und reiche Bürger gestellt wurden und sich der übrigen Reiterei, Herren und Söldnern, anschlossen. Endlich ein lauter bunter, im Einzelnen kaum zu deutender Haufe von Leuten aller Art, die sich herbeigemacht hatten, weil eine Fahne wehte und eine Trompete ins Feld rief; unter ihnen auch die „Freiheiten“ der Stadt Basel selbst, die Angehörigen jener zu Jedermanns Dienst stehenden, halb rechtlosen Einwohnerklasse, von der noch zu reden sein wird. Um ihretwillen führt dieses gesamte Anhängsel in den Röteln den Namen „Freiheit“, - aber sie selbst waren weniger Freiwillige als die Andern. Der Rat bot sie auf und gab ihnen ein eigenes Fähnlein. Aber auch die Andern konnten, wenn sie zahlreich genug waren, sich zu einer Freischar zusammentun, als solche nebenher oder voraus ziehen und nach geendetem Zuge beim Rat ein Geschenk holen.


Die Miliz war für Auszüge nur zu haben, wenn diese nicht zu weit gingen und voraussichtlich nicht lange währten. In diesen beiden Fällen zogen an ihrer Statt Soldtruppen, die entweder bezahlte Mannschaft aus Stadt und Land Basel selbst oder angeworbene Fremde waren. So z. B. im Mühlburger Krieg und im Zuge vor Neuß.

Aber auch außerdem finden wir Söldner seit früher Zeit als die unentbehrliche Ergänzung der städtischen Bürgerwehr. Der Rat bedurfte einer solchen kriegsgeübten Mannschaft, einer wenn auch kleinen, stehenden Truppe von Berufssoldaten unaufhörlich. Das waren die Ratssöldner Wochensöldner, die schon geschildert worden sind. Fehden fehlten nie, das Land um Basel war allezeit unsicher; im täglichen kleinen Krieg, bei Späherdiensten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/328&oldid=- (Version vom 10.11.2016)