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am Landskronhügel, den Baslern Hans und Konrad von Laufen gehörend, einnimmt; später erklärt der Solothurner Rat, diese Einnahme sei ohne sein Geheiß geschehen, und gibt die Burg wieder zurück.

Diesem ganzen Treiben gegenüber verhält sich Basel merkwürdig ruhig. Es begnügt sich damit, alles von Solothurn und Solothurnern Verübte zu protokollieren und pünktlich durch Beschwerden zu erwidern; es „mult“, aber zu Gegenmaßregeln greift es nie. Dies Verhalten ist wohl einfach Wirkung eines Stolzes, der alle die Plackereien ruhig abwehrt in der Ueberzeugung, daß ihr Geräusch größer sei als ihre tatsächliche Wirkung. Erst das Hervortreten des Grafen Oswald von Tierstein bringt, wie es das ganze Verhältnis verschärft, so auch Basel zu einer veränderten Haltung.


Die Zwietracht Tierstein-Basel war ein Erbe vom Grafen Hans. Dieser, der unversöhnlichste Gegner Basels, hatte seine Forderungen wegen der Einnahme des Schlosses Pfäffingen, wegen Beinwils usw. auch nach dem Spruche des Markgrafen Jakob aufrecht erhalten, dann freilich als österreichischer Hauptmann zu Ensisheim sich diesem Amte gemäß mit Basel vertragen müssen. Aber daß er daneben sein persönliches Empfinden nicht preisgab, zeigte er, als er am Ende des Lebens die unbefriedigten Forderungen und den alten Haß gegen Basel seinem Sohne Oswald feierlich zu Erbe übertrug.

Der nun anhebende Streit Oswalds ist nur eine Episode in dem langen Todeskampfe des Hauses Tierstein. So zahlreiche und deutliche Spuren er in den Akten hinterlassen hat, erhebt er sich doch nur insofern an Bedeutung über andere Händel, die Basel damals durchzufechten hatte, als er den Grafen in der Allianz mit Solothurn zeigt.

Aber diese Allianz war innerlich unwahr und dabei auch ihre Bedeutung für Basel nur vorübergehend. In dem großen Vergeltungskrieg, der nach der Armagnakenzeit über den vorderösterreichischen Adel erging, waren die Tiersteiner durch Basel um Schloß Pfäffingen, durch Solothurn um Schloß Tierstein gekommen. Sie hatten jeder Stadt gleichviel vorzuwerfen. Hätte Basel dem Grafen Oswald oder schon seinem Vater das verlangte Entschädigungsgeld gezahlt, so würde er Basels Verbündeter geworden sein, wie er jetzt Solothurns Verbündeter wurde; die Stellung Basels gegenüber Solothurn und die ganze territoriale Entwickelung im Birstal würden sich wohl geändert haben. Aber Basel zahlte nicht; es versteifte sich auf sein Recht und trieb den Grafen den Solothurnern zu.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)