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Dieser unternahm es, seinem Kampf gegen Basel rechtliche Formen zu geben. Eine „Grafschaft Pfäffingen“ wurde geltend gemacht, wonach dem Grafen die hohe Herrlichkeit im ganzen Bezirk zwischen Birs und Birsig vom Jurablauen bis hinab an den Rhein und die Basler Kreuzsteine zustehen sollte, und am 19. März 1466 legte Graf Oswald dem Rat einen Brief Kaiser Friedrichs vor, durch den er mit Zoll und Geleit in dieser Grafschaft begnadet worden war. Einen Monat später errichtete er, zuerst an der St. Jakobsstraße bei Gernlers Scheuer, dann an der Kreuzung des Walenwegs mit der Reinacherstraße unweit dem äußern Gundeldingen ein Zollhaus, setzte einen Zöllner hinein und erhob den Zoll.

Sofort verwahrte sich Basel gegen diese Neuerung, appellierte an den Kaiser, schrieb an den Bischof, den Herzog von Österreich, die Eidgenossen. Alle diese waren an der Sache beteiligt gleich ihm. Denn dieser neue Zoll unterbrach die freie Reichsstraße, drohte den „werbenden Mann“ von ihr zu scheuchen. Und in der Tat fand er Gegner auf allen Seiten. Unter allgemeiner Zustimmung nahmen die Eidgenossen die Sache in die Hand und erklärten, nach mehrfachen Vorverhandlungen, am 19. Juni 1466 zu Baden, daß sie solchen Zoll nicht dulden wollten; eher würden sie Pfäffingen „umkehren“ oder zu ihren Handen nehmen, als einen Zoll an dieser Stelle leiden. Dennoch dauerte er weiter und mit ihm das Gezänke, bis endlich Basel sich aus seiner Ruhe erhob und am 1. Dezember 1466 den Zöllner gefangen nahm und das Zollhaus verbrannte.

So erregt das Alles klingt, haben wir doch bei Graf Oswald kaum einen allzu beflissenen Betrieb dieser Dinge zu vermuten. Er hatte noch andere Interessen und war in den Basler Angelegenheiten zum Teil doch nur der durch Solothurn Geschobene. So finden wir ihn im August 1466 beim Heere Herzog Karls von Burgund vor Dinant, und während seiner Abwesenheit besorgte Solothurn die Geschäfte gegen Basel allein. Es hatte seinen Hauptmann auf Schloß Pfäffingen; es hielt Gericht und justifizierte Uebeltäter auf dem Felde neben der Reinacherstraße nahe der Kapelle. Erst das gewaltsame Einschreiten Basels gegen Zöllner und Zollhaus im Dezember 1466 — durch die seltene und unerwartete Energie doppelt wirksam — brachte auch den Grafen in Erregung, und eine leidenschaftliche Korrespondenz, auf der einen Seite durch ihn und die Solothurner, auf der andern Seite durch Basel und Herzog Sigmund geführt, schien schon in Tätlichkeiten überzugehen, als die Eidgenossen auf einer Konferenz am 18. Januar 1467 zu Zofingen sich wiederum für Basel aussprachen und Solothurn zur Ruhe wiesen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)