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bildend. Wer zu dieser gehörte, hieß daher „alter Burger“; häufiger war die Bezeichnung „Achtburger“, der darauf ruhte, daß jährlich acht aus der Gesellschaft in den Rat gewählt wurden.

Indem diesen Acht von Anbeginn nur vier Ritter zur Seite standen und weil dann überhaupt die Achtbürger sich länger zu halten vermochten als die Adligen, konnten sie als die Hauptvertreter der Hohen Stube im Rate gelten. Sie auch vor Allen als die Führer der Stadt. Sie waren exklusiv ehrgeizig aufstrebend, besaßen Fähigkeiten und Mittel, kannten die Welt und wußten zu leben. Dies Alles hob sie hoch über die Masse der Plebejer; und doch blieben sie Söhne derselben Erde, Stadtkinder, von einem Heimats- und Gemeindegefühl belebt wie keiner ihrer adligen Stubengenossen.

Wir vergegenwärtigen uns dies angesichts der Repräsentanz der Achtbürger im Rate. Während der hundertachtzig Jahre von ca. 1350 bis ca. 1530 saßen auf ihren acht Sitzen insgesamt nur sechsundvierzig Geschlechter. Diese Vorstellung gesammelter Kraft würde noch viel stärker sein, wenn wir nicht Wandlungen in dem Bestande wahrnähmen, das Vergehen alter, das Heraufsteigen neuer Familien. Nur wenige zeigen Ausdauer; unter den Achtbürgergeschlechtern des XV. Jahrhunderts haben den Rat schon im XIII. Jahrhundert besessen die Rot, die Schönkind, die zur Sonnen; gleich früh die Iselin und die Münzmeister (Ereman Sürlin), die sogar bis ins XVI. Jahrhundert sich hielten. Jahrzehnte hindurch standen die Fröwler, die von Hall, die Murnhart, die Sevogel, die Zibol, die Schilling, die von Laufen, die Murer, die Offenburg aufrecht.

Auch an die Kollisionen zwischen persönlichen Beziehungen und offizieller Stellung und Pflicht haben wir zu erinnern. Die Achtbürger mochten hinter ihren adligen Genossen nicht zurückstehen; gleich diesen traten sie den Fürsten nahe und empfingen Lehen. Dazu ihre Geldgeschäfte, mit denen sie Schlösser Herrschaften Lande Leute erwarben. Beim Adel lösten diese Beziehungen das Verhältnis zur Stadt; bei den Achtbürgern kam es zum Konflikt, und wie heftig dieser werden konnte, zeigen Jacob Zibol und Henman Offenburg.

Durch Alles hindurch wirkt das Zwitterhafte dieser Achtbürgergesellschaft, sodaß es uns schwer fällt, jedem Einzelnen unter ihnen gerecht zu werden. Neben den alten Geschlechtern, denen die Auszeichnung dieses Standes ererbter und bewährter Besitz ist, stehen solche, die sie erst vor unsern Augen erwerben. Wir sehen Tuchhändler Krämer Wechsler Bäcker Gerber usw. reich werden und dann vornehm. Sie verlassen die Zunft und werden in die Hohe Stube aufgenommen, wo sie nun nicht nur Achtbürger

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 386. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/407&oldid=- (Version vom 10.11.2016)