Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 2,1.pdf/419

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von diesen Lauben verschieden waren die für die Geselligkeit der Gewerbsgenossen bestimmten Stuben. Sie konnten im gleichen Hause sich befinden. Andre aber waren auch räumlich abgesondert. Solche Stuben hatten die Schmiede an der alten Stadtmauer beim Spalenschwibogen; die Messerschmiede 1408, 1415 im Hause zum Korb an der Spiegelgasse; die Goldschmiede 1363 oben am Totengäßlein; die Krämer bei St. Andreas im Hause zum Ingwer, dann an der Gerbergasse im Hause zum Safra (später zum alten Safran); die Weißlederer ebenfalls an der Gerbergasse im Hause zum Langen Pfeffer, welche Stube samt dem Namen dann in ein Haus an der Weißen Gasse verlegt worden zu sein scheint.

Gegen Ende des XIV. Jahrhunderts beginnt aber eine Änderung. Das Wachstum der Stadt und das Erstarken der Gewerbe drängen zu Verschiebungen. Die Lauben und die Stuben wandern zum Teil aus der tiefen Altstadt das Birsigtal aufwärts. Da die Betriebe sich ausdehnen, der allgemeine Verkehr zunimmt, genügt das Laubensystem immer weniger; während der einzelne Gewerbsmann sich sein eigenes Verkaufslokal einrichtet und die Laube räumt, wachsen auch die Raumbedürfnisse der Zunft, steigert sich die Anschauung von Wesen und Macht der Korporation. Bisher hat der Zunftmeister das Banner, den Harnisch, das Zelt, das Vermögen, die Briefe der Zunft in seinem eigenen Hause behütet; jetzt wird für diese Dinge ein der Genossenschaft zustehender Raum, eine Verwahrung durch die Zunft selbst verlangt.

So entstehen allmählich die Zunfthäuser. Sie ersetzen die Lauben und absorbieren die Stuben. 1353 kaufen die Kürschner, 1411 die Schmiede, 1423 die Krämer Häuser an der Gerbergasse; zwischen 1377 und 1388 kaufen die Hausgenossen, 1450 die Grautücher und Rebleute Häuser an der Freienstraße. Die Wirkung ist, daß nicht nur ihre Lauben, sondern offenbar auch ihre Stuben der frühern Zeit sich schließen. Andre Vorgänge sind: 1384 und 1394 erwerben die Handwerke der Scherer Sattler Maler Sporer und Bader, „die zur Trinkstube zum Himmel gehören“, das Haus zum Himmel, worauf 1395 das Schererhandwerk auf seine Rechte an diesem Hause verzichtet und 1398 als „Gesellschaft“ sich ein eigenes Haus weiter oben an der Freienstraße kauft. Das Haus Istein am Kornmarkt, 1377 von der Weinleutenzunft erworben, heißt 1408 der Weinleute Trinkstube. Gleicherweise erscheint das 1361 von der Zunft der Zimmerleute und Maurer erworbene Spichwertershaus noch lange nachher gelegentlich nur als Trinkstube. Das Haus zum Schlüssel an der Freienstraße, 1404 durch die Gesellschaft der Stube zum Schlüssel den Brüdern Murer abgekauft, wird 1408

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/419&oldid=- (Version vom 10.11.2016)