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Beachtung, und eine starke, die Einzelkräfte in ihren Dienst zwingende Zentralgewalt bestand nicht. Die Kurfürsten konnten tatsächlich als die Herren des Reiches gelten neben dem nur um seine persönlichen Angelegenheiten besorgten Kaiser; aber auch sie brachten nichts zustande. Und wie bei solchem Verhalten der Mächtigen die Städte zu handeln für gut fanden, sehen wir an Basel.

Basel hielt sich abseits. Auf den Reichstagen begegnen wir seinen Gesandten nur selten; auch zu den Städten hatten sich seine Beziehungen geändert. Noch immer freilich ging die Korrespondenz rege und wortreich hin und her; aber weder in ihr noch im persönlichen Verkehre der Ratsboten lebt mehr so spürbar wie früher das Bewußtsein, daß die Sache der einen Stadt auch die Sache anderer Städte sei. Die reservierte Haltung Basels war vielleicht bestimmt durch Erinnerungen an die Armagnakenzeit, in der es durch den Kaiser verraten, von den Städten verlassen worden war, und im allgemeinen bewirkten die charakteristische Ausbildung jeder einzelnen Stadt und der wirtschaftliche Konkurrenzkampf eine Isolierung.

Basels Verkehr mit dem Reiche ist in diesen Jahrzehnten fast nur ein Streiten um Recht und Freiheit der Stadt. Wachsam hatte der Rat auf dem Posten zu stehen gegen Angriffe und Eingriffe; jetzt kamen die Prokuratoren auf, die sich Basel am kaiserlichen Kammergericht und in Rotweil hielt, „der Stadt Sachen zu walten“. Das waren die Meister Arnold von Laa, Lienhart Ehrengroß, Berthold Happe, die ihr Wartgeld bezogen und stets bei der Hand sein mußten, um Basel zu vertreten; der Schreiber von Rotweil wurde bezahlt, damit er eine Abschrift der städtischen Freiheitsbriefe verwahrte, die bei jedem Versuch einer Verletzung des Basler Gerichtsprivilegs produziert werden konnte.

Aber es handelt sich weniger um diese rechtlichen Stadtfreiheiten, als um das politische Recht der Stadt.

Wie Kaiser Friedrich überhaupt erscheint, so zeigt er sich auch in den Verhandlungen hierüber mit Basel. Nirgends durchgreifend, Feind aller Neuerungen, ging er inmitten der heftigen Bewegungen, die sein Haus und das Reich ergriffen, mit unerschütterlicher Ruhe vorwärts; keineswegs gleichgültig, aber auch nicht tätig. Er begnügte sich mit der Wahrung der kaiserlichen Rechte, hielt an seiner dynastischen Politik und den Bemühungen für Vorteil und künftige Größe seines Hauses zähe fest, durch kein Mißgeschick aus der Bahn zu weisen; er hatte Zeit, zu warten.

Aufforderungen Friedrichs, zum gemeinen Heerzug wider die Türken Büchsenmeister zu schicken, 1456, erwiderte Basel ausweichend. Und als

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/46&oldid=- (Version vom 1.8.2018)