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zu ziehen würde meist untunlich sein, weil die Fertigkeit in viel weiterm Umfange als später mit ihrem Bemalen von Brunnstöcken und Dachfahnen, mit unzähligen reichgestalteten Wappenzierden, mit den oft phantasievollen Emblemen der Häuser usw. sich vor Jedermanns Augen stellte und eine im besten Sinne dekorative Kunst war. Des Wertes und der Kraft des Malenden und damit der gebotenen Unterscheidung war man sich dennoch wohl bewußt. Nur in der Bezeichnung schied man nicht, von der Gemeinsamkeit des Hantierens mit Farbe ausgehend und dem Einzelnen überlassend, Fertigkeit zur Kunst zu erheben und sich nicht mit Titel und Name auszuweisen, sondern mit Werken.

Für uns handelt es sich hier um die Künstler. Aber nicht um eine Kunstgeschichte. Wir beachten nur die für das geschichtliche Dasein der Stadt wichtigen Hauptzustände und Ereignisse.

Zweimal kommt ein großer Fremdling nach Basel — 1434 Konrad Witz, 1515 Hans Holbein von Augsburg — und wird hier der Besieger Aller, der erste Basler Maler. Er kommt nicht der schon angesessenen Meister wegen; vielmehr weil die Stadt als Ganzes in Aller Munde und vom regsten geistigen und auch äußerlich blühenden Leben erfüllt ist. Den dritten Besucher — Albrecht Dürer 1492 — scheinen der Ruhm der Basler Buchdruckerei und einzelne persönliche Beziehungen hergerufen zu haben.

Wir leugnen nicht die fast bedauerliche Rolle, die jeweilen hiebei den ansässigen Malern zu Teil wird. Sie treten weit zurück vor den neuen Mächten. Was sie uns zur Kompensation bieten, ist eine Kunst von nur mittlerer, aber dauernd festgehaltener Höhe und merkwürdig weiter Geltung.

An der Auszeichnung der oberrheinischen Kunst im XIV. Jahrhundert scheint Basel unmittelbar und kräftig Teil genommen zu haben. Wir beachten die ansehnliche Zahl der damals hier wirkenden Maler und nennen Einzelheiten, wie die Berufung des Baslers Johann Muttenzer nach Bern 1347, um dort die Leutkirche mit Gemälden zu schmücken, sowie zu Beginn des XV. Jahrhunderts die rege Tätigkeit des Meisters Herman von Basel in Straßburg; auch an jenen Maler Johann von Basel mag erinnert werden, der in den 1330er Jahren seine Kunst nach Speyer hinab gebracht hatte. Sodann aber muß die Katastrophe des Erdbebens, die den Privatbau und viele Kirchen, voran den Dom, zu erneuern zwang, von außerordentlich belebender Macht gewesen sein. Unter dem Gebote der Wiederherstellung und frischen Ausstattung des gesamten Lebens hoben sich hier alle Kräfte, wurde die Stadt zu einem künstlerischen Mittelpunkte.

Aber was schon bei den Goldschmieden auffiel, bemerken wir auch

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 470. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/491&oldid=- (Version vom 20.11.2016)