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Doch ist die merkwürdige Bewegung zu nennen, die in diesen Jahren die städtischen Edeln ergreift, sie hinaus in die Kriege treibt, zu Parteigängern und Söldnern der Fürsten macht. Bei Seckenheim kämpft im Heere des Pfälzers neben zahlreichen Edeln des Oberrheins Jakob zu Rhein; in der Schlacht bei Giengen kämpft Peter von Eptingen für den Markgrafen; auch Herr Hermann von Eptingen, Konrad von Ramstein, Friedrich Kilchman u. A. ziehen „in der Fürsten Krieg“ und geben ihr Bürgerrecht auf.

Neben diesen Edeln zeigen sich Scharen von Reisläufern, die durch den Reichskrieg gelockt aus den Gebieten Basels und der Eidgenossenschaft nach Norden strömen.

Basel stand mitten in der Unruhe dieser Züge, in die nun die alte, jetzt neu sich belebende Feindschaft zwischen Österreich und der Eidgenossenschaft mit hineinwirkte. Für eine Stadt, die durchaus neutral bleiben wollte, war die Lage überaus schwierig. Daher die Edeln und Achtburger, die in die Kriege hinausritten, schwören mußten, während der drei ersten Tage nach ihrem Wegzug und der drei letzten vor ihrer Heimkehr gegen Niemanden etwas Feindseliges zu unternehmen; daher die Einrichtung einer strenger Fremdenkontrolle unter den Toren. Wir haben uns die Zeit so bewegt und drohend als möglich zu denken. Denn neben den Reisläufern, die dem Kriegslärm zueilten, verwilderter daraus zurückkehrten und in ihrem Ungestüm hin und wieder streifend das Land erregten, zeigten sich allenthalben die „laufenden Knaben“, jene Freischaren, von denen schon die Rede gewesen ist, die „Knechte von Rheinfelden“, die „Gesellen von Olten“ und dergleichen, die jede Ordnung durchbrachen. Von all diesem wilden Volke wimmelt das Land, und mitten im Gewühl regen sich auch wieder die altbekannten Gestalten der vereinzelten Freibeuter, der adligen und unadligen Wegelagerer und Räuber. Sie tun sich in Banden zusammen und machen Anschläge oder Auszüge wider Basel und die Seinen „zu Gewinn und Verlust“. Keine Reise ist mehr möglich, jede Straße unsicher. Die Ratsbücher zeigen sich uns angefüllt mit Klagen, daß die Fuhrleute um ihre Rosse und Wagen, die Krämer um ihre Ballen, die Metzger um ihr Vieh kommen; der Besuch der Jahrmärkte in der Umgegend kann nur mit einer Eskorte städtischer Söldner geschehen. Lebendiger noch die Äußerungen Peters von Andlau in seinem Buch von der kaiserlichen Monarchie, wo neben dem Schema, der Theorie, der staatsrechtlichen Lehre immer wieder und ganz persönlich die Entrüstung durchbricht über das Fehlen aller Gerechtigkeit, den verkommenen Adel, die Unsicherheit.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)