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des Fahrens; die Basler Kehrordnung von 1430 habe unfähige trunkene Leute an die Steuerruder gebracht; daher die vielen Schiffbrüche der letzten Jahre, der Untergang so vieler Menschen und Güter. Wir wissen nicht, in welcher Weise Basel diesen Vorwurf widerlegte. Sein Bestreben mußte sein, wenigstens den Anspruch der Breisacher auf die Oberländer Schiffahrt zu beseitigen, nachdem ihr Lotsenrecht durch das königliche Privileg von 1442 anerkannt worden war. Dies gelang Basel, und so bot es Hand zur Vereinbarung von 1450 und zu deren Bekräftigung 1454. Hiebei blieb es dann. Der Rhein war endgültig geteilt. Wie die Basler Schiffahrt bei Straßburg ein Ende hatte, so das Basler Steuerrecht bei Breisach. Auf der Strecke Basel-Breisach sollte keine Ladstatt sein außer Basel, kein Schiff außer durch Basler Steuerleute geführt werden.

In solcher Weise finden wir seit der Mitte des XV. Jahrhunderts die Rheinschiffahrt Basels gestaltet. Wenn auch nach Außen ihre Bedeutung abgenommen hatte, Mittel- und Niederrhein nur ausnahmsweise noch Basler Schiffer zu sehen bekamen, für das örtliche und eigene Leben Basels selbst war die Wichtigkeit wenig gemindert. Nach wie vor diente die Schifflände mit dem Lagerhaus als einer der stärksten Sammelplätze der Stadt für Reisende und Waren, wo Alles landete was die obern Wasser schickten und brachten, wo Schiff um Schiff für die Talfahrt gerüstet wurde. Immer wieder überrascht uns anders Gewöhnte, wie allgemein das Leben und Reisen auf dem Rheine war; wir spüren deutlich, welche Frische dies ganze unaufhörlich mitspielende Wasserwesen mit seiner Stromluft, seiner kecken bewegten Schiffertätigkeit in die städtische Existenz brachte.

Die buntesten Bilder ziehen vorüber. Aber Fahrten wie diejenige Kaiser Sigmunds oder der Husiten oder des zur Folterung von Landvogt Hagenbach nach Breisach eilenden Basler Henkers; die Ankunft von mehr als zwölf vollbeladenen großen Pilgerschiffen an einem Tage 1450; die Schiffbrüche von 1358, 1368, 1462, 1476 usw. sind Ausnahmen. Die ruhige Selbstverständlichkeit des täglichen und dauernden Rheinverkehrs, das völlig Normale zeigt sich uns in Anderm: wenn der Abt von Stade 1236 von den müden Füßen des Pilgers spricht, die zu Basel gerne in das Schiff treten; wenn der Lüneburger Albert van der Molen 1454 auf der Heimreise von Rom in Basel ein Schiff mietet und darin mit seinen Begleitern und acht Pferden Quartier nimmt, auch Stroh Heu Korn Wein Brot Fische als Proviant darein packt; wenn Bischof Johann sich die Langeweile in der Kajüte mit Kartenspiel zu vertreiben sucht. Im Vordergrunde aber stehen allezeit der Kaufmann und das mit Waren befrachtete Lastschiff.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 494. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/515&oldid=- (Version vom 20.11.2016)