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vor allem Volke die Meinung sagt. Aber es erwächst nun ein heftiger Streit Burchard Münchs mit Venedig und überdies mit Mailand als der Heimat des Räubers sowie mit Como, wobei Basel überall offiziell mitwirkt. Wie der Basler Rat an die Signorie nach Venedig schreibt; wie er die Mailänder Kaufleute vor den Repressalien Münchs warnt und zum Frieden redet; wie in seinem Auftrage Konrad Sinz wiederholt, 1353 und 1358, in Mailand mit Barnabo Visconti und mit den Kaufleuten verhandelt; wie Mailand und Como sich durch eine Zahlung an Münch, unter Bürgschaft des Sinz, den Frieden erkaufen und zuletzt auch Venedig sich fügt; — Alles dies geschieht und wird geleitet um des Verkehrs und Handels willen, im Blick auf den caminus Basel. Basels Verhalten in diesem Geschäft ist durch eigene Interessen bestimmt; die Hemmung des italiänischen Transits durch Maßregeln der kaiserlichen Politik oder private Feindschaft betrifft ganz unmittelbar auch unsre Stadt.

Basel war um so eher veranlaßt, an der Mailänder Kundschaft festzuhalten, da es in den Jahren dieses Konflikts schon einen Teil des venezianischen Transits verloren hatte. 1348 war eine Gesandtschaft der Signorie in Basel gewesen, um hier arrestierte Waren ihrer Kaufleute freizumachen; andre Belästigungen und Gefährdungen des Verkehrs am Oberrhein kamen dazu, so daß Venedig sich einen Weg über Nürnberg zu öffnen, statt des Gotthards den Brenner zu brauchen begann.

Von da an treten die venezianischen Beziehungen Basels etwas zurück. Aber die Comasken, die Astigianen, die Lucchesen, vor Allen die Mailänder hielten an Basel fest; an sie ist bei den Lampartern zu denken, von denen in Basler Handelsakten die Rede ist. Mancherlei kommt da zur Sprache: die Konkurrenz der Pässe Hauenstein und Bötzberg, die Bemühungen der österreichischen Herzöge zur Hebung des letztern, das Unterhandeln des Baslers Johann von Walpach zwischen dem Herzog und den Kaufleuten 1360; die Nennung des Basler Ballhofes als Absteigequartier der Wälschen 1372; die Mailänder Gesandtschaft nach Basel 1391, um für Zollermäßigung zu wirken, usw. Lauter allgemeine Beziehungen, neben denen nur wenig Einzelpersönliches sich zeigt, wie die Verleihung des Basler Bürgerrechts an den Mailänder Germanus Blasso 1369 oder die Engroseinkäufe von Basler Kaufleuten (Conrad Cioffer, Gebhard de Olde) in Mailand 1375 und 1376; sie kaufen weißen und gefärbten Barchent sowie Baumwolle, diese offenbar für die heimische Schürlitzmanufaktur.

Gerne würden wir Äußerungen dieser Art über Import Basels auch aus andern Gebieten vernehmen. Aber das unausgebildete Schriftwesen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 508. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/529&oldid=- (Version vom 20.11.2016)