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Venedig im deutschen Fondaco halten sich die Basler merkwürdig zurück; in den Büchern der hauptsächlich mit Deutschland Handel treibenden Soranzo steht Keiner von ihnen neben so manchen Ulmern Nürnbergern Straßburgern Kölnern usw.; bei den Verhandlungen mit Genua 1424 und Mailand 1472 über Errichtung deutscher Häuser sind Konstanzer und Ravensburger, Augsburger und Nürnberger tätig, kein Basler.

Diesem Allem entspricht das Verhalten Basels auch jetzt im Zeitalter des Konzils. Wie später der Meßplatz Frankfurt durch die fremden Kaufleute belebt wurde und selbst wenig Eigenhandel hatte, wie mitten im Getümmel des Weltmarktes Antwerpen die Eingebornen sich vor Allem mit den Hilfsgewerben der Herbergswirte Makler Verfrachter usw. abgaben und den großen Handel den Fremden überließen, so standen auch die meisten Basler ruhig ihr Strandgut erwartend vor dem gewaltigen Wogen des Konzilsverkehrs.

Der Zustand entzieht sich der Schilderung. Aber seine beste Bezeugung ist die erstaunliche Menge fremder Kaufleute und Händler, die während des Konzils hier sich aufhielten und den großen Import, überhaupt das große Geschäft besorgten. Manche aus ihnen wurden sogar Bürger der Stadt; die Mehrzahl ging mit dem Konzil wieder davon, wie sie mit ihm gekommen war.

Eine bemerkenswerte Gruppe dieser ausländischen Kaufmannschaft sind die Bankiers. Sie wurden durch den starken Kreditverkehr und den gesteigerten Geldumlauf nach Basel gezogen. Mit Ausnahme etwa des Johann Westfeling durchweg Italiäner, „Lamparter und Florentzer“. Sie traten nicht in Gemeinschaft mit den schon ansässigen Wechslern, sondern öffneten ihre eigene Banken.

Der Genuese Antonius Seba, die Veroneser Wilhelm und Peter de Guarentis, die Florentiner Dego de Albertis, Bartholomäus und Antonius Gianfigliazzi waren solche Wechsler; jahrlang trieben sie hier ihre Geschäfte. Gianfigliazzi kaufte sich ein Haus am Schlüsselberg (heute Nr. 5), sein naher Nachbar war Dego de Albertis, der in Gemeinschaft mit Antonius de Valencia eine Wechselstube im Schlüsselzunfthaus inne hatte. Dabei tritt nun auch der große Name Medici in die Basler Welt ein. Gleich zu Beginn des Konzils scheinen Cosimo und Lorenzo eine Bankfiliale in Basel errichtet zu haben, die bis zum entschiedenen Bruche des Konzils mit Papst Eugen auch die Geldgeschäfte des Konzils selbst besorgte. Sie stand in beständigem Kontokorrent- und Wechselverkehr mit den andern mediceischen Filialen in Brügge, in Lübeck, in Venedig usw.; noch 1448 ist sie hier zu

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 512. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/533&oldid=- (Version vom 20.11.2016)