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Auch das völlige Ausschöpfen der vorhandenen Zeugnisse würde höchsten seiner Andeutung gleichkommen. Wir können nur versuchen, aus einigen Beispielen den Durchschnittszustand des Basler Handels in der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts zu erkennen und hieran die Betrachtung der wenigen größeren Figuren zu schließen.

Vorweg erwähnt werden muß der Handel der Produzenten selbst, dessen wichtigste Exportgegenstände in dieser Zeit Schürlitz Grautuch Leder Eisenwaren Glocken Goldschmiedearbeiten Papiere Bücher waren. Dieser ganze Absatz bewegte sich in den gegebenen Formen des Verkaufs in der Werkstatt, im Kaufhaus, auf heimischem und auswärtigem Jahrmarkte. Demgemäß ist auch seine Erwähnung in den Akten überaus knapp. Was diese uns zeigen, ist fast nur das Geschäft der Kaufleute.

Von dem neuen Kaufmannsbegriff war schon die Rede, und eine ganze Gruppe von Männern, deren Namen jetzt immer und immer wieder laut werden, vertritt uns diese Art Kaufleute. Ihre Tätigkeit füllt alle die geschilderten Formen, und wenn uns dabei auch nicht die Macht großer Unternehmungen begegnet, so doch Eifer und Beflissenheit. Sie sind bald daheim bald auswärts, auf allen Straßen und Sammelplätzen des Handels zu finden; sie kaufen und verkaufen, bringen und holen, vermitteln den Tausch zwischen Markt und Markt, verbinden Großhandel und Detailgeschäft. Dabei ist bemerkenswert, wie fast Keiner von ihnen im Rate sitzt. Statt der Politik haben sie die Geschäfte, leben völlig in diesen, und nicht der geringste Reiz ihrer Erscheinung ist, daß sie gerade in dieser wunderbaren Zeit leben, daß ihr Wesen in zunehmendem Maße berührt wird von neuen Gedanken und Bedürfnissen, von dem großen Aufschwung der wirtschaftlichen Kräfte. Das sind die Kaufleute, die sich etwa auch Krämer nennen und von denen einige gelegentlich auch Wechsler sind: Jacob Meyer, Jacob Algouwer, Hans von Mecheln; Ruprecht Winter, der 1474 im Ellikurter Zuge bei den Schneidern und Kürschnern Bürger wurde, aber später Krämer hieß; der aufbegehrische Ludwig von Busch; der laute heftige Peter von Wissenburg; die beiden Jungerman: Heinrich, der erst Krämer dann Kaufmann und zugleich Wechsler ist, und Hans, der bald Krämer bald Watman genannt wird; Hans Gallician, Hans Oberriet, Heinrich David, Hans Lombart u. A.

Neben das Ladengeschäft, das sie Alle betreiben, tritt der Fernhandel. Vor Allem auf den gemütlichen heimatlichen Jahrmärkten zu Rheinfelden und Zurzach, wo z. B. Peter von Wissenburg jährlich seine Bude hat, aber auch auf den großen entlegenen Märkten. Ständiger Meßgast von Genf scheint

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/539&oldid=- (Version vom 20.11.2016)