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Er ist auch der letzte Münchensteiner, der dieser schönen Herrschaft froh geworden ist. Nach seinem Tode kam rasch der Verfall. Die Söhne Hans und Konrad verstanden es nicht wie der Vater, einer von beständigem Wechsel und Streit bewegten Welt gegenüber sich still auf der Seite zu halten und so zu behaupten. Vielmehr entzweiten sie sich über dem Erbe, womit dieses natürlich jedem stärkeren Dritten als Beute dargeboten wurde.

Dieser Dritte schien nur Basel sein zu können. Der Besitz der Herrschaft war für die Stadt von größter Bedeutung. Vor anderthalb Jahrhunderten schon hatte sie versucht, die Wartenberger Herrschaft an sich zu bringen; die Streitigkeiten, die der Rat 1440 und 1441 mit Hans Thüring Münch führte, zeigten, um welche Interessen es ging. Dennoch geschah zunächst nichts. Aber Konrad Münch verhandelte sich selbst an die Stadt. Am 23. September 1454 nahm ihn der Rat als Hauptmann in Dienst, zunächst auf sechs Jahre. 1460 wurde der Kontrakt erneuert, wobei bedungen wurde, daß Konrad mit fünf Pferden zu dienen habe; von da an finden wir ihn als Basler Söldnerhauptmann bis in den Oktober 1465.

Streitigkeiten, die er 1463 mit dem Rate hatte über Grenzen und Rechte seiner Herrschaft, sowie sein Erlaß einer Gerichtsordnung 1464 zeigen, daß er auch als Söldner noch Herr der väterlichen Herrschaft war. Aber mit der Herrlichkeit war es gründlich vorbei. Konrad hatte nur die Wahl, entweder von einem Fürsten oder von Städtern abzuhängen.

Um so beachtenswerter ist, daß Basel sich nicht schon jetzt diese Lage zu nutze machte und mit dem Herrn zugleich die Herrschaft kaufte. Wir können nur annehmen, daß ihm neben all den andern Leistungen dieser Jahre der sofortige Erwerb von Münchenstein und Muttenz zu schwer fiel und daß es sich dabei beruhigte, dieses Objekt jederzeit unter den Augen und zur Hand zu haben.

Wiederum war es Solothurn, das nicht mit Geld, sondern mit den Waffen erwarb. Seit 1465 stand es in Feindschaft mit Konrad Münch; im Januar 1468 brachte es durch einen kecken Handstreich des Antoni Kratzer das Schloß Münchenstein in seine Gewalt.

Die unmittelbare Folge hiervon war der Konflikt mit Basel. Antoni Kratzer gebot auf Münchenstein als solothurnischer Vogt und rief sofort den heftigsten Klagen des Rates. Er schlug die Hand auf die Birsfischenz; er zog eine Landwehr mit Graben bei Münchenstein, griff in die Waldung des Siechenhauses, nahm den Baslern Vieh von der Weide und mißhandelte den Hirten; er zwang die nach Basel zuständigen Leute zu Muttenz, gleich den Herrschaftsleuten nun Solothurn zu dienen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/58&oldid=- (Version vom 1.8.2018)