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verübten Gewalttat, verschwindet er aus diesen Zusammenhängen und begegnet wieder in Burgund, wo er unter Herzog Philipp, dann unter Herzog Karl das Hofmeisteramt erhielt, zum Feldzeugmeister und zum Gouverneur der Herrschaft Bouillon gewählt wurde. Aus diesen wichtigen Obliegenheiten hinweg nahm ihn nun Karl zum Regenten am Oberrhein. Als solcher war Hagenbach ganz und gar Fremder, Burgunder, sowohl im System seiner Administration wie in der an großes und rasches Handeln gewöhnten Rücksichtslosigkeit. So arbeitete er für die Bildung eines einheitlichen konzentrierten Regiments, für die Beseitigung jeder mit der landesherrlichen Gerichtsbarkeit konkurrierenden Rechtspflege; durch eine allgemeine Entwaffnung, die auch den Ritterstand traf, brachte er es fertig, in dem verrufenen Lande die Sicherheit der Straße wieder herzustellen; für die wirtschaftlichen Interessen sorgte er durch Sperrmaßregeln. Alles dies aber auf gewalttätige Weise und mit Keinem sich vertragend. Selbst die vom Rechnungshof in Dijon abgesandten Inspektoren bekamen Streit mit ihm. Durch die schroffe und harte Durchführung seines Regierungsprogramms verletzte er nicht allein die Nachbarn, sondern vor diesen noch und zunächst die Einheimischen selbst, die Bürgerschaften der österreichischen Städte, das Landvolk, vor allem den Adel, der dem Landvogt nicht verzieh, seine Abkunft aus diesem Lande selbst so ganz zu verleugnen.

Und nun sein Verhältnis zu Basel. Wir stoßen hier während der ersten Jahre auf einen merkwürdig ruhigen Verkehr. Die Stadt und der Landvogt leben nebeneinander als Nachbarn ohne Freundschaft. Was sie zum Schreiben oder bei den häufigen Anwesenheiten Hagenbachs in Basel und baselischer Gesandter in Ensisheim zur mündlichen Verhandlung treibt, sind dieselben kleinen Grenzgeschäfte und Zwistigkeiten, die schon in der österreichischen Zeit die beiden Regierungen zu beschäftigen pflegten. Nur zwei Spezialitäten aus diesem Verkehre sind hier hervorzuheben.


Im Frieden vom Mai 1469 hatte Konrad Münch sein Schloß Münchenstein von Solothurn wieder zurückerhalten. Aber nicht um diesen Besitz zu genießen. Der Krieg hatte ihn ruiniert. Von allen Seiten meldeten sich die Gläubiger; Schloß und Herrschaft waren mit einer Zinsenlast belegt, die über die Kräfte Konrads ging. Da wendete er sich an Basel, „clegelich“, wie der Rat von ihm schreibt. Er erinnerte daran, wie er und seine Vorfahren allezeit Freundschaft und nachbarliche Guttat von der Stadt empfangen hätten, und suchte nun auch jetzt bei ihr Hilfe. Der Rat ließ sich finden, und am 18. Juli 1470 kam es zum Vertrag, wonach Konrad

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/77&oldid=- (Version vom 5.7.2016)