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Daneben aber weilten die Gedanken Aller in Breisach.

Die Überwältigung Hagenbachs war das Werk der Pfandlande selbst gewesen; jetzt wurde ihm der Prozeß gemacht durch die sämtlichen Konföderierten, unter hervorragender Beteiligung Basels. Dieses stellte den Folterer und dann in der großen Gerichtssitzung, am letzten Lebenstage Hagenbachs, sowohl den Ankläger Heinrich Iselin, als den Verteidiger Hans Irmi. Mit Geschick und Mut vertrat dieser die hoffnungslose Sache seines Klienten und mochte sich daran erinnern, daß er vor kurzem erst der Gesandte Basels zu den rauschenden Hochzeitsfeierlichkeiten Hagenbachs in Thann gewesen war. Am 9. Mai wurde der Landvogt in Breisach enthauptet.


Jetzt konnten die oberrheinischen Gebiete auf die rasch und furchtbar losbrechende Rache Karls von Burgund gefaßt sein. Daß sie sich gerüstet hielten, zeigen alle Nachrichten.

Aber Karl verschob sein Strafgericht. Höher als die Sache des österreichischen Pfandgebietes standen ihm seine Königspläne; um diese zu verwirklichen, hatte er sich der Kölner Stiftsfehde bemächtigt, gedachte er von ihr aus Kaiser und Reich mit Gewalt zur Anerkennung seines Willens zu zwingen, nachdem die Verhandlungen in Trier dies nicht bewirkt hatten.

Seit dem Frühjahr 1473 stritten um das Erzstift Köln der Erzbischof Ruprecht von der Pfalz und der durch das Kapitel als Administrator aufgestellte Hermann von Hessen. Auf des Letztern Seite standen die Städte Köln Neuß Bonn usw., stand außer mehreren Fürsten der Kaiser selbst. Ruprecht aber gewann sich als Helfer den Burgunderherzog und schloß mit ihm einen Vertrag, auf Grund dessen Karl die Schutzherrlichkeit über das Stift Köln in Anspruch nahm. Mit merkwürdiger Leidenschaft warf er sich in diese Sache, sammelte seine Streitkräfte, brach im Juli 1474 in das Kölner Gebiet ein. Er legte sich vor das unterhalb Kölns am Rhein gelegene Neuß, woselbst der Administrator Hermann residierte.

Fast ein Jahr lang wurde jetzt Herzog Karl vor diesem Städtlein festgehalten, das er in stets erneuten Anstrengungen zu bezwingen suchte und nicht bezwang. Es ist hier nicht zu erwägen, in wie weit er unter diesen Enttäuschungen und Demütigungen die Fähigkeit ruhigen Überlegens einbüßte, dem dunkeln Verhängnisse verfallen, dem er nach wenigen Jahren unterliegen sollte. Aber jedenfalls verstand man schon damals am Oberrhein die Bedeutung dieses Kölner Unternehmens. Die Ausführlichkeit und Sorgfalt, mit der Knebel sich über die Ereignisse vor Neuß informierte, sind ganz auffallend. Er urteilte — und sein Raisonnement

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/94&oldid=- (Version vom 10.7.2016)