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hinüber an die Lisaine und den Doubs getragen; auch jetzt begann dort wieder der Kampf. An bedeutender Stelle lag Mömpelgard, „ein port tütschen und wälschen lands“, als festester Punkt des Gebietes von Burgund leidenschaftlich begehrt, von Basel und Österreich zu Schutz ihrer selbst und „aller deutschen Nation“ nach Kräften gehütet. Schon im Mai hatte Basel eine Besatzung hingesandt, Büchsen und Munition folgen lassen. Gleich darauf legte sich ein burgundisches Heer vor die Festung, so daß ein weiterer Zuzug von Baslern nicht mehr hineingelangen konnte; er begab sich nach Delle, wo, gleich wie in Belfort und Florimont, schon seit Wochen Garnisonen der Niedern Vereinigung als Grenzwachen standen.

Immer drohender häuften sich jetzt die feindlichen Truppenmassen bei Remiremont, bei Belfort, bei Pruntrut; mit täglich einlaufenden Nachrichten hierüber, unter Beratungen und Rüstungen gingen für den Oberrhein diese paar Sommerwochen hin. Bis am 18. August 1474, gerade als die Gesandten der Vereinigung und der Eidgenossen in Basel beisammen saßen, Burgund losbrach. Es war ein Heer von über viertausend Reisigen, das zuerst die Dörfer bei Delle ausraubte, dann am 19. August in den Sundgau sich ergoß. Auf furchtbare Weise hausten diese Scharen im Lande, um Dammerkirch und dann im Süden Alles verheerend, unter Greueln und Grausamkeiten, bei denen man wieder der Engländerstürme und der Schinder sich erinnerte. Wie Jene, so wagten auch diese Horden sich an keine Stadt, nicht an Basel; sie begnügten sich damit, das offene Land zu verwüsten und auszuplündern, die Bauern aufs unmenschlichste zu peinigen. Nach wenigen Tagen schon entwichen sie wieder, fliehend vor den Truppen der Vereinigung, die rasch allenthalben, in der Basler Landschaft und in den Gebieten Österreichs bis zum Aargau und Thurgau waren aufgeboten worden, aber den Feind schon nicht mehr im Felde fanden. In solcher Weise begann Burgund den Kampf. Die Antwort des Gegners war zunächst eine Verstärkung der Grenzbesatzungen. Außerdem aber erwog man einen großen Feldzug nach Burgund hinein. An der Grenze war ein unaufhörliches Scharmützeln mit Ausfällen und Streifen der Garnisonen, Handstreichen der Burgunder. „Sie battelleten mit eynander“; und ein Ende dieses unleidlichen Zustandes war nur zu erwarten, wenn man über die Grenze drang, die feindliche Macht vernichtete oder zersprengte.

Alles aber, die Not wie der Kampf, war Sache der Niedern Vereinigung allein. Wie diese ihre Stellung auffaßte, zeigen die Schreiben, die sie von ihrer Versammlung zu Basel am 5. September sowohl an den Kaiser als an die in Speyer tagenden Städteboten richtete. Da wird die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/96&oldid=- (Version vom 10.7.2016)