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von Burgund drohende Gefahr als eine gemeinsame Angelegenheit und Sorge des Reiches dargestellt, der Kaiser zum Aufsehen gemahnt, seinem immer neuen Begehren um Hilfe wider die Türken entgegengehalten, daß die Bekämpfung der Wälschen nötiger und verdienstlicher sei.

Ein ähnliches Schreiben ging auch an Köln ab. Es ist bemerkenswert, wie stark das Gefühl einer Gemeinsamkeit der Geschicke von Köln und Basel war. Hier wie dort. Daher jetzt der beständige Verkehr zwischen den beiden Städten; man teilte sich alle Erlebnisse mit, stärkte sich mit Zuspruch und guten Hoffnungen. An beiden Orten wurde für dasselbe gekämpft: die Ehre und den Bestand deutscher Nation.

So dem Norden, dem Reiche zu. Aber bei allen Kriegsplänen faßte die Niedere Vereinigung eine Beteiligung der Eidgenossen ins Auge. Der Bundesvertrag gab ihr das Recht, jetzt deren Hilfe zu begehren, und wiederholt ließ daher Basel seine Mahnungen an die Tagsatzung ergehen. Vorerst ohne Erfolg. Auch das vom Kaiser am 9. Oktober erlassene Aufgebot hatte keine Wirkung. Die Eidgenossen zögerten. Ehe sie in den Krieg mit Burgund eintraten, wollten sie sowohl mit Herzog Sigmund, dessen Ratifikation der ewigen Richtung noch ausstand, als auch mit dem König von Frankreich wegen der Bündnissache im Reinen sein. Hin und her gingen die Unterhändler und die Briefe, bis endlich Alles sich fand und am 25. Oktober 1474 die Eidgenossen, nicht als „Hauptsächer“, sondern als verpflichtete Helfer, durch Bern die Kriegserklärung an Burgund erließen.

Aber jetzt kein Zögern mehr. Man hatte Zeit gehabt, sich vorzubereiten, und sofort setzte sich das Heer der Alliierten in Bewegung. In drei Kolonnen, als deren gemeinsames Ziel Blamont und Héricourt, dann Besançon Salins Dijon galt. Die Berner zogen über Pruntrut, die Kontingente der Elsässer Reichsstädte über Hirsingen, alle andern über Basel.

In den letzten Oktobertagen trafen sie hier zu Tausenden ein, die Eidgenossen, die Appenzeller, die Schaffhauser, die Mannen aus den Waldstädten und dem Schwarzwalde, die Schwaben Breisgauer usw. Staunend betrachteten die Basler die Schönheit und Kraft der eidgenössischen Kriegsknechte, freuten sich an dem bunten wogenden Bilde dieses Heeres, wo jede Herrschaft und jede Stadt die Ihren einheitlich in ihre Farben gekleidet hatte. Mit lautem Leben füllten diese Massen die Stadt und die nahen Sundgauer Dörfer. Am Abend vor Allerheiligen sammelten sie sich im Münster, wo der Weihbischof ihnen Messe hielt und sie für den Feldzug einsegnete; während der folgenden Tage marschierten sie ab, am 2. November morgens die Basler selbst, zweitausend Mann stark.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/97&oldid=- (Version vom 24.7.2016)