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Mit außerordentlicher Sorgfalt hatte die Stadt diese Truppe ausgerüstet. Schon oft war sie ja ins Feld gezogen. Aber als wenn dies ihre erste Waffentat oder doch einer Aufmerksamkeit würdig wäre, die keiner der früheren Züge verdient hatte, wurde jetzt die ganze Tätigkeit und Vorbereitung gebucht. Das Bild einer Heeresausstattung bis ins innerste Detail steht vor uns. Neben den Waffen, dem Hauptbanner, dem Fähnlein der „Freiheiten“, den Büchsen aller Art, unter denen der „Drache“ und der „Rüde“ sich auszeichneten, den Pulverfässern Harzringen Pfeilen usw., finden wir all das Mannigfaltige, mit dem die sorglichen Beamten Reiströge und Speisewagen füllten, das Brot, den Wein, Butter, Schweinefleisch und Rindfleisch im Salz, Heringe und Stockfische für die Fasttage, Zwiebeln Habermehl Kernen und Hirse; aber auch der „gesottene“ Wein fehlt nicht in diesem rauhen Spätherbst, so wenig wieder Senf, das Gewürz, der gebrannte Wein; als später die Kälte noch fühlbarer wird, sendet der Rat seinen Truppen Handschuhe und „Vincklin“ aus weißem Hagenauer Tuch. Auch ein Feldaltar wird dem Heere mitgegeben, samt Lichtern und Gehänge, und ebenso stehen die Zahlungen an den Nachrichter bei den Kosten dieses Kriegszuges.

Am 8. November fand sich das gesamte Heer, über achtzehntausend Mann stark, vor Héricourt zusammen; und sofort begann die Beschießung.

„Ellenkurt ze dem anderen mole“ schrieb der Kanzleichronist über seine Schilderung des Feldzugs, und Knebel fand, daß man jetzt ein Jubiläum mit den Wälschen begehe. Die Erinnerung an 1425 lag ja nahe; wer als junger Bursch damals dabei gewesen, konnte heute als Greis wieder dabei sein. Man stand wieder vor demselben Feinde; aber wie viel mächtiger waren jetzt auf beiden Seiten die Kräfte!

Im Kriege Johanns von Fleckenstein war Basel die eigentliche Führerin, die entscheidende Macht gewesen. Jetzt dagegen, so hoch man auch Initiative und Leistung der Stadt werten mag, war ihre Stellung eine ganz andere. Und dies bestimmt auch unsere Darstellung. Der Anteil Basels tritt völlig zurück; nur indem wir den ganzen Verlauf betrachten, fassen wir auch das von Basel Erlebte und Getane.

Am 13. November, einem Sonntag, kam zur Mittagszeit die Kunde ins Lager vor Héricourt, daß ein burgundisches Heer zum Entsatz heranrücke. Die im Stilleliegen und im Betrachten der unwirksamen Beschießung ungeduldig gewordenen Belagerer erhoben sich dem Feind entgegen. Dieser wich. Die Hauptmacht der Verbündeten folgte ihm durch das enge Tal der Lisaine, indessen ein zweites kleineres Korps, hauptsächlich durch die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Zweiten Bandes erster Teil. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1911, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_2,1.pdf/98&oldid=- (Version vom 24.7.2016)