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machen, daß er die bei seiner Wahl gemachten Versprechungen nicht halte, daß in der Kanzlei und der Finanzverwaltung keine Ordnung sei, daß die Priesterschaft nicht genügend visitiert, überhaupt das Bistum verwahrlost und versäumt werde. Dabei ist bezeichnend, wie Christoph in der Zeit des Handfestehandels einen Bund und Schirmrechtsvertrag mit den Vierwaldstätten abzuschließen sucht. Im Jahre 1513 aber haben Basel und mit ihm die Eidgenossen darüber zu klagen, daß in der Novaraschlacht mehr als hundert Knechte aus den bischöflichen Ämtern Pruntrut Delsberg usw. auf französischer Seite gewesen seien und die Unsern „helfen ermürden und erstechen." Damals auch bemüht sich Basel vergeblich um sein Recht wider den Pfaffen von Spechbach, der die nach Dijon durchziehenden Eidgenossen geschmäht hat; die Gesandten des Rates werden vom Bischof mit „guten und glatten Worten“ abgefertigt, vom Einen zum andern seiner Räte gewiesen und „also vexiert“.

Auf die verschiedenste Weise sucht die bischöfliche Regierung ihrer Erbfeindin, der frei und stark gewordenen Stadt, wehe zu tun. Sie täuscht damit Niemanden über den Niedergang ihres Wesens in Basel. Aber ergreifend ist, wie sie gerade jetzt, in diesen späten dunkeln Zeiten, ihr Diplomatar und ihr Ceremoniale zusammen stellt; wehmütig läßt der Autor dieser Werke, der auch der Hochstiftschronist ist, Hieronymus Brilinger, den ehrwürdigen Reichtum noch einmal vereinigt funkeln.


Nun ist auch der Moment gekommen, da der Handfestestreit sein wirkliches Ende finden und der Stadt Dasjenige zufallen wird, was die Prinzipiellen und Klaren schon 1503 erstrebt hatten: die Trennung der beiden Welten, die völlige Lösung des Ratsrechtes aus dem Bischofsrechte.

Tatsächlicher Herr des Hochstiftes ist jetzt der Coadjutor Niclaus von Diesbach.

Wir lernen ihn, den Erstgebornen des Berner Schultheißen Ludwig von Diesbach, zuerst in Rom kennen, als Commensalen des mächtigen Kardinals Ascanio Sforza, Vizekanzlers unter Papst Alexander VI. Dort verschafft er sich eine Provision um die andre: 1498 auf den Priorat in Val de Travers, 1499 auf die Propstei von St. Peter in Basel und auf eine Chorherrei bei St. Peter in Solothurn, 1501 auf die Pfarreien Chateau d'Oex und Utzenstorf. Er wird auch Prior zu Grandson und zu Vaucluse, Propst von Solothurn. 1510 hat er Aussichten auf den Lausanner Bischofsstuhl. In Siena wird er 1509 zum Doctor promoviert, in Rom erlangt er die Würden eines päpstlichen Kämmerers und Protonotars. Dann erst

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/114&oldid=- (Version vom 1.8.2018)