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breit durch die öffentlichen Kassen zu strömen begannen; zahlenmähig wird in ihnen die Erweiterung und Steigerung des öffentlichen Lebens offenbar. Die Wende der beiden großen Jahrzehnte ist der denkwürdige Moment. In den Einnahmen des Rechnungsjahres 1510/11, in den Ausgaben von 1511/12 steigen die Beträge plötzlich mit einem starken Ruck, um von da an fast stätig noch mehr zu wachsen. Wie reich an Opfern und Mühen das hinter solchen Zahlenreihen stehende Leben war, verstehen wir leicht. Aber wir dürfen uns vorstellen, daß die dieser Generation beschiedene Gesinnung, die zum Unternehmen von so Vielem und Großem trieb, auch die Lasten zu tragen ermöglichte.

Außerdem aber sehen wir, wie diese Politik selbst Hilfen außergewöhnlicher Art darbot; so z. B. die großen Kriegsentschädigungen, die bei den Verträgen mit Mailand 1512 und Frankreich 1516 einbedungen wurden. Besondere Beachtung aber verdienen die Geschenke und Pensionen.

In früherer Zeit haben städtische Gesandte von der Macht, an die sie abgeordnet worden, wohl nichts Anderes erhalten als eine Vergütung der Wirtshauskosten, in ähnlicher Weise, wie Basel selbst die bei ihm beschäftigten auswärtigen Botschafter „von der Herberge zu lösen“ pflegte.

Seit dem Ende des fünfzehnten Jahrhunderts aber zeigt sich der Brauch eigentlicher Geschenke, zuerst von Seite der französischen Diplomatie. Neue offizielle Formen und Zulässigkeiten treten damit auf, und die Stadt bedarf ihnen gegenüber einer grundsätzlichen Haltung. Sie gewinnt diese durch den Ratsbeschluß vom 20. Januar 1508. Er bestimmt, daß die Gesandten die Geschenke, die ihnen anläßlich ihrer Sendung im Geheimen oder öffentlich gegeben worden sind, bei der Heimkehr dem Rat abliefern sollen; wenn der Betrag dieser Geschenke denjenigen der Gesandtschaftskosten übersteige, könne der Rat entscheiden, ob man den Überschuß dem Gesandten lassen wolle.

Von da an gilt die Regel der Ablieferung aller Geschenke zu gemeinen Händen und ihrer Buchung unter den städtischen Intraden. Jahr um Jahr stoßen wir in den Rechnungen auf diese zahlreichen Einnahmeposten. Sie sind voll Leben und Wechsel. Sie lehren uns die Geschenke kennen, die den Gesandten Basels an Konferenzen von den verschiedensten Mächten — Papst Savoyen Württemberg Reich Frankreich Venedig Mailand England Markgräfin von Wälsch-Neuenburg usw. — zu Teil werden. Geschenke vor Allem in barem Geld, aber auch in Samt und Damast ellenweise, in silbernen, in vergoldeten Trinkgeschirren bestehend. Zwischen hinein erhält etwa auch die Frau Bürgermeisterin solche Präsente. Alles aber muß „ans Brett“

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/120&oldid=- (Version vom 1.8.2018)