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daß Basel jeweilen Mülhausen benachrichtigt, wenn die Tagsatzung einen Zug angeordnet hat, worauf Mülhausen den Zuzug beschließt „zu Erzeigung unsres herzlichen Willens, den wir zu euch und gemeiner Eidgenossenschaft haben“. Es ist stets nur eine kleine Schar, etwa zwanzig Mann, die von Mülhausen herauf kommt. Sie wird dem Basler Haufen „angehenkt“ und zieht unter dem Feldzeichen Basels; im Musterrotel rangiert sie gelegentlich neben den aus den baselischen Ämtern Ausgelegten. Bei keinem der großen und berühmten Züge der Eidgenossenschaft fehlt dies Mülhauser Häuflein.

In solcher Weise bildet sich das Heer. Keine Heeresmacht in modernem Sinne. Wie die Eidgenossenschaft damals ihre Taten vollbringt mit einer Armee von nicht viel mehr als zwanzigtausend Mann, so hat kein einziges Aufgebot Basels die Zahl neunhundert überschritten. Daß nach mehreren Aufgeboten zuletzt sechzehnhundert Basler die Schlacht von Marignano mitgefochten haben, ist die stärkste kriegerische Leistung der damaligen Stadt.

Aber was können uns die Zahlen sagen? Sie bedeuten an sich nichts. Sie erhalten Leben und Wert nur aus der Umgebung. Die Basler Schar ist ein Teil des eidgenössischen Heerhaufens; er mag so oder anders gebildet, größer oder kleiner sein, dem Ausland ist er „das Volk in Waffen“, bestaunt durch einen Mann wie Machiavell, als unüberwindlich berühmt, den Kriegerscharen der Antike vergleichbar.

Die an äußere Maße nicht gebundene, vielmehr durch die Tüchtigkeit und das Selbstvertrauen des Einzelnen bedingte Größe der Erscheinung hat ihre Verherrlichung gefunden in Hans Holbeins Schlachtbild; das leidenschaftliche Fühlen der Mithandelnden lebt kühn und unvergänglich in Liedern weiter. Es sind die Jahre, in denen Alles Krieg führt. Und so greift die Phantasie noch über die Zeitlichkeit hinaus in jenem Wandgemälde des Muttenzer Beinhauses, im Jahre der Schlacht von Novara, wo vom allgemeinen Kriegsrufe geweckt auch die Ahnen als ein Totenheer sich aus den Grüften heben und gegen die Feinde stürmen.

Die Mannschaft wird unter das Kommando ihres Hauptmanns gestellt. Wobei aber nicht mehr wie früher der Bürgermeister von Amtes wegen als Kommandant gilt. Die persönliche Befähigung wird erwogen. So sind jetzt Hauptleute die Oberstzunftmeister Kilchman (1507) Grieb (1513) Trutman (1515), die Stubenherren Offenburg (1511 1515) und Meltinger (1513 1515), Meister und Ratsherr von Zünften Meyer (1510 1512) und Stolz (1513).

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)