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Kaufleute Rompilger Priester bringen die mannigfaltigsten Gerüchte Vom Heere selbst kommen die Rapporte der Hauptleute, die Boten laufen, oft mit derselben Meldung verschiedene Boten zur gleichen Zeit „auf beiden Straßen“. Dennoch ist der Rat immer ungeduldig, er „dürstet“ nach Briefen, er ist besorgt und unruhig und schilt die Hauptleute um ihre Lässigkeit. Er schickt Geld. Er wünscht Sieg und glückliche Heimkehr. Im Sommer 1515 steigern sich Not und Spannung aufs Höchste. Der Rat ist sichtlich voll schwerer Sorge. Neue Töne kommen in seine Schreiben; er tadelt die Mängel der Heerführung; er schickt Warnungen, die ihm wegen der Franzosen geworden sind; er mahnt zur Einigkeit; er mahnt, die Ehre Basels zu wahren. Und dabei immer aufs Neue wieder das ungeduldige Verlangen nach Berichten. „Uns wundert, daß ihr Tinte Papier und Feder schonet. Andrer lüt schriber schlofen nit.“

So ist die Stimmung im Rathause. Das marschierende Heer aber hat unterdessen allerlei Reisenot durchzumachen, Unfälle, Erkrankung von Führern, schlimme Wege u. dgl. Namentlich geben zu tun die Fragen des Soldes und der Verpflegung.

Die Kosten der Heerzüge 1503 (Bellenz) und 1513 (Dijon) fallen durchaus der Stadt zur Last. Anders ist das Verhältnis bei den auf Verlangen und Mahnung des Papstes usw. geschehenden Zügen. Da soll grundsätzlich die Verproviantierung der Mannschaft dieser selbst obliegen, wofür sie ihren Sold vom Papste usw. erhält und sich außerdem an Feldfrüchten Vieh usw. im Feindeslande sättigt. Auch die Angehörigen des Stabes haben ihren Sold vom Papst usw.; ihre Verpflegung („Lieferung“) ist Sache Basels. Daß aber auch hierüber hinaus noch die Stadt erhebliche Kosten hat, ist verständlich.

Zu den Beschwerden des Heerzuges gehört noch Anderes. Diese in den Krieg ziehenden Knechte stellen gelegentlich eine Macht dar, um deren Gesinnung und guten Willen sich der Rat sehr zu kümmern hat. Es sind zuchtlose Elemente in der Schar. Der Gegensatz der Städter zu den Leuten aus den Ämtern, die hier nebeneinander denselben Dienst tun, führt oft zu Hader und Unruhe. Und daneben tritt der weitere Gegensatz der Ausgehobenen, die gerne bald wieder heimkehren, zu den Söldnern und den Freiwilligen, denen eine lange Dauer des Krieges willkommen ist. Aufgeregte Bilder aus diesem Treiben geben uns z. B. die Meldungen vom Pavierzug 1512: die Knechte weigern den Gehorsam; mit Trommelschlag rufen sie zu „Gemeinden“, um den Hauptleuten die Meinung zu sagen wegen des Ausbleibens der Soldgelder, wegen des Heimmarsches usw.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/135&oldid=- (Version vom 1.8.2018)