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verliert an Macht seit dem Tod Offenburgs und zumal seit Marignano. Die Fraktion der Franzosenfreunde im Rat ist hauptsächlich durch Falkner und Gallizian geleitet. Über Alles hinweg geht doch die Einheitlichkeit der Art. Vermöge dieser ist die Gruppe herrschend und können die zu ihr Gehörenden dem päpstlichen Agenten erscheinen als die principali del senato.

In welcher Mischung an der Hingabe der Einzelnen für die Regierungsdinge Gemeingeist Patriotismus Ambition Machtsinn beteiligt sind, vermögen wir nicht zu sagen. Das Entscheidende ist die Hingabe selbst. Diese Männer sind durch die Geschäfte offenbar ganz in Anspruch genommen. Sie gehen im öffentlichen Dienst auf. Überall tätig und brauchbar, an den Beratungstischen, auf Gesandtschaftsreisen, bei Feldzügen. Auch der Repräsentationspflichten und -ehren regierender Herren bewußt; wie Stolz den gelehrten Botschafter Heinrichs VIII., Richard Pace, gastiert, so bereitet Jacob Meyer dem päpstlichen Legaten Feste im Stadthaus und auf der Villa. Sie wollen die Macht völlig in ihren Händen halten. Sie halten sie tatsächlich und haben demnach alle Lasten auf sich, alle Arbeit Mühe Sorge; aber auch Glanz und Ehre, und vor Allem jeden Genuß der Macht.

Es ist ein entschlossenes Regiment, eine geschickte Geschäftsführung. Nicht nach traditioneller Zünftlerweise, sondern mit weiteren Aspirationen. Das Gefühl der unbekümmerten Frische und des Mutes, das aus den Akten dieser Männer uns entgegenkommt, ist auch dadurch bestimmt, daß sie meist noch im kräftigsten Alter stehen, nicht erfahrungsreiche Greise sind, sondern junge Männer voll Initiative und Ruhmbegier.

Ihre Bestimmung ist, innerhalb der alten Verfassungsformen und noch im letzten Momente des Bestehens dieser Formen die höchste politische Kraft darzutun, deren ein demokratisches Regiment fähig ist. Ihr Sturz bedeutet zugleich das Ende der alten Verfassung. Die neue Verfassung tritt in Wirksamkeit zugleich mit dem Beginne gewaltiger geistiger und politischer Kämpfe, in denen Andre die Sache der Demokratie auf ihre Weise führen und bewähren sollen.



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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/146&oldid=- (Version vom 1.8.2018)