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Wir nehmen wahr, wie in den Akten des Rates, die während der frühern Jahrzehnte beständig von Universitätsdingen gehandelt haben, dieser jetzt kaum mehr Erwähnung geschieht. Der Rat scheint die Anstalt sich selbst zu überlassen. Nur einmal, im Jahre 1512, als alle Gedanken hoch gingen und der Rat seine an Papst Julius zu bringenden Wünsche formulierte, redete er auch davon, die Erträge der in den Papstmonaten vakant werdenden Pfründen zu Stadt und Land für die Universität zu begehren; der Plan blieb unausgeführt.

Sprechend sind sodann die Frequenzzahlen. Während in den vier ersten Jahrzehnten der Durchschnitt der jährlichen Immatrikulationen achtundneunzig betragen hatte, kam er in der Periode 1500—1526 nicht höher als sechsundfünfzig. Eine starke Abnahme zeigten auch die Promotionen in den einzelnen Fakultäten.

Natürlich kamen dazwischen momentane Hebungen. Die Ordnung von 1507 scheint eine Vermehrung des Lehrkörpers bewirkt zu haben, namentlich die Anstellung eines Dozenten der Poesie, „damit die Studenten desto lustiger seien herzukommen“. In der Tat folgte eine Zunahme der Immatrikulationen während einiger Semester. Und Ähnliches zeigt sich später, da Glarean Capito Cantiuncula Vorlesungen hielten. Aber diese Namen weisen schon auf ein Neues Zukünftiges. Sie stehen vereinzelt. Die Erscheinung der Universität im Ganzen verrät deutlich das Schwinden der ehemaligen Kraft.

Heynlin war 1487 ins Kloster gegangen, 1496 gestorben; Sebastian Brant und Ulrich Kraft hatten Basel im Schicksalsjahre 1501 verlassen; seit 1503 war Surgant tot. Aber kein Gleicher ersetzte diese Männer.

Das Meiste, was wir in diesen Jahrzehnten von der Universität her vernehmen, ist Streit, ist Kollegengezänk und Prozeßlärm. Derselbe Mauricius Fininger, der als Prior in seinem Augustinerkloster den ihn ärgernden Ordensvisitator durchprügelte, zankte sich hier bei den Theologen unaufhörlich mit seinem Fakultätsgenossen Jeremias Rumel dem Leutpriester auf Burg. Auch sonst kennen die akademischen Annalen diesen Rumel hauptsächlich als Händelmacher, und es war wohl dieser ewige Streit, der ihn zuletzt von hier forttrieb; 1518 finden wir ihn als Prädikanten in Urach. Mit aller Leidenschaft ergab sich auch der juristische Professor Jacob Göttisheim der Wahrung wirklicher oder prätendierter Rechte. Er führte Kämpfe mit der Regenz, mit der Fakultät, mit einzelnen Kollegen wie Capito; er hatte einen Injurienhandel mit dem Kaufmann Peter von Wissenburg, und aus diesem Zank entwickelte sich ein jahrelang dauernder Streit mit dem Basler

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)