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Marginalien u. a. m.; mit den Amerbachsöhnen zusammen läßt er seinen Onufrius in Paris studieren.

Johann Amerbach ist ein Druckerherr, aber auch ein Gelehrter. Er hat in Paris gelebt und in Venedig; in seiner Bibliothek stehen neben Bibel und Kirchenvätern die geliebten Klassiker des Altertums; er besitzt eine Sammlung italiänischer Kupferstiche und Holzschnitte. Seine Schlettstädter Verehrer Gebwiler Sapidus Phrygio gehen bei ihm aus und ein oder schreiben ihm huldigende Briefe. Auch Wimpfeling ist sein lieber Freund. Und breiten Raum nehmen die Karthäuserbeziehungen ein. Er verkehrt als Nachbar mit den stillen Vätern des Kleinbasler Klosters; von allen seinen Werken schenkt er diesem Hause die Erstlinge, dazu andre Gaben in Menge, Fische Gewürze Wein Papier usw., auch Glasgemälde und eine Altarpfründe. Die Sympathie für den Orden, die Amerbach seinen Erstgebornen nach dem heiligen Bruno nennen lässt, führt ihn über Basel hinaus. Auch der Prior von Itingen wird sein Freund; ebenso der gelehrte Freiburger Prior Gregor Reisch; im Jahre 1510 läßt Dieser die Ordensstatuten in prächtiger Ausstattung durch Amerbach veröffentlichen.

Köstliche Einblicke in einzelne Existenzen werden uns durch die Dokumente dieses amerbachischen Zirkels eröffnet. Da ist der Beichtvater der Nonnen an den Steinen, Herr Georg Epp, der dem Amerbach bei der Edition des Bibelkommentars hilft und mit einem Exemplare dieses Werkes belohnt wird. Da ist der Leutpriester zu St. Theodor, Erbe der Freundschaft seines Amtsvorgängers Surgant zum amerbachischen Hause; auf seinen Bücherbrettern sehen wir einen Juvenal liegen, die Schriften Platos, die Elegenatiae des Valla. Zur Nachbarschaft gehören auch die Theodorsschulmeister Jacob Brun und Jacob Salzman (Salandronius). Den Brun erfreut Amerbach von Zeit zu Zeit mit einer Einladung an seinen Tisch; er leiht ihm aus seiner Bibliothek den Persius und den Properz; doch bekennt der gute Brun seine Schwäche im Lateinischen. Andrer Art ist Salandronius, von Maibach im Rheintal, 1504 in Basel immatrikuliert. Er studiert den Angelus Politianus und genießt den Pontanus; ein „in pros und carmine“ geschickterer Mann als Dieser sei nie auf Erden gewesen. Auch von Chur aus, wo er 1511 Lehrer geworden, bleibt er mit den Amerbachen verbunden; in geschwätzigen Briefchen läßt er die alten lustigen Basler Erinnerungen wieder aufleben, die er mit den Amerbachsöhnen und Fontejus teilt, seine leichtfertigen Anspielungen gegen Bruno sind ein Gegenstück zu den ernsten Worten Wimpfelings. Auch Hieronymus Emser gehört um die Jahrhundertwende zu den Hausgenossen Amerbachs, als Erzieher von Bruno und Basilius.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 137. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)