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wir ihn schon kennen gelernt. Von seiner Ausgabe des theologischen Kompendium des Bonaventura weg holte ihn Amerbach an den Augustin. Aber er blieb nur während eines Jahres an dieser Arbeit, da versetzte ihn der Orden.

Einen Nachfolger Wilers fand Amerbach wiederum bei den Barfüßern. Es war der gerade damals von geistigem Leben erfüllte Basler Konvent, zu dessen Brüdern Paul Scriptoris gezählt hatte, und wo neben Franz Wiler der große Prediger Daniel Agricola weilte, der Herausgeber der Sentenzen des Lombardus und des Dictionarium von Calepinus, der Verfasser von Passionsandachten und Erneuerer der Beatuslegende; wo auch der Nürnberger Friedrich Kraft, Adams Bruder, seine kunstreichen Astrolabien fertigte. Arnold zum Luft erachtete dieses Haus als die würdigste Stätte für die von ihm gesammelte Bibliothek.

Lektor nach Wilers Weggange war hier der Rufacher Konrad Pellican, Derjenige, der Alles überdauern sollte. Von einem erstaunlichen Lerntriebe unaufhörlich erregt, besaß dieser bleiche feingliedrige Mönch schon früh eine vielseitige Gelehrsamkeit, die ihn nicht nur zum ersten Kopfe seines Konvents machte, sondern ihm auch in der ganzen Ordensprovinz sowie in denjenigen Basler Kreisen, die solche Gaben schätzten, Ruhm gab. Neben dieser geistigen Energie empfahlen ihn sein „holdseliges sanftmütiges“ Wesen, seine Bescheidenheit, sein untadeliger Wandel. Er zeigte, was ein Klosterbruder auch zu dieser Zeit noch sein konnte, als professor verae paupertatis lebend, das unvertilgbar Gute des Mönchtums aufs Schönste bezeugend. Er war es nun auch, der den Augustin Amerbachs endlich ans Licht brachte, 1506 in elf Foliobänden, und dann sofort die Arbeit an den hebräischen Stücken des Hieronymus begann. Im Hebräischen unterrichtete er auch den Ludwig Bär und die Amerbachsöhne. Seine Handschrift, sein Stil, seine Äußerungen, die Klarheit und Concision seiner Arbeit — Alles paßt zusammen.

Pellican Wiler Dodo sind lauter aktive, durch ihre Leistungen denkwürdig gewordene Menschen. Neben ihnen kommt Konrad Leontorius nur schwach zur Geltung. Er ist schon einmal, zu Ende der 1470er Jahre, in Basel gewesen; das bewegte Treiben seines Ordens, der Zisterzienser, führt ihn, der zeitweise Sekretär des Generalabtes von Citeaux ist, nach Rom, nach Paris, nach Dole usw. Jetzt lebt er, mit wenigen Unterbrechungen durch Aufenthalte in Maulbronn oder Hirsau, im Klösterlein Engental bei Muttenz. Er dient den Tertiarierinnen oder „Beginen“ dieses Hauses — der alten Mutter Agathe, der Mutter Verena, der wunderschönen Tochter Sebastian Wetters von St. Gallen — als Beichtiger. In der

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/160&oldid=- (Version vom 1.8.2018)