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große Buchdruckereien die Herbergen waren. In dieser Unrast haben wir auch dem Adrianus dahin und dorthin zu folgen. 1501 zu Aldus nach Venedig, wo er seine Einführung in die hebräische Sprache veröffentlichte; 1512 nach Tübingen. Er hatte schon den Ruhm eines unvergleichlichen Hebraisten und beabsichtigte, Unterricht zu geben. Aber es trieb ihn wieder fort. Das Klima sei ihm zu rauh, sagte er, der Wein zu sauer; nur am Rheine könne man leben. Im Januar 1513 war er in Straßburg, und von hier aus trug er sich dem Amerbach in Basel an als Mitarbeiter am Hieronymus für das Hebräische. Auch wollte er selbst allerhand veröffentlichen und erkundigte sich, ob Amerbach gute hebräische Typen in den Kästen habe. Außerdem dachte er an seine Aufnahme in die medizinische Fakultät und an ärztliche Praxis. Alles nur für eine kurze Spanne Zeit, höchstens bis Ostern; dann wollte er über Venedig ins Heilige Land pilgern. Wir erinnern uns an ähnliche Fremdlinge, an Mithridates, an Kontoblakas. Meridional aufgeregte, den nordischen Humanismus merkwürdig fördernde Figuren. Mit diesem Temperamente kündigte sich jetzt auch Adrianus bei den Baslern an. Daß er dabei ein erbärmliches Latein schrieb, erschien gleichgiltig neben der einzigartigen Spezialität seines hebräischen Wissens. Sehr selbstbewußt schrieb er dem Amerbach, daß für die Arbeit am Hieronymus eine Kenntnis des Hebräischen nötig sei, die ein Deutscher niemals erlangen könne. Reuchlin sogar fand, er kenne keinen bessern Hebraisten, und Pellican gab willig zu: „von Adrian habe ich mehr gelernt, als von irgend Jemand, viele Nächte habe ich schlaflos mit ihm zugebracht“. Von diesen Beiden eingeführt kam Adrianus zu Beginn des Jahres 1513 nach Basel. Er tat hier auf seinem Gebiete, was der eben jetzt scheidende Grieche Cono auf dem seinen getan hatte. Er half bei der Arbeit am Hieronymus und gab Unterricht. Die Söhne Amerbachs und wahrscheinlich auch Capito waren seine Schüler. Dann zog er weiter, nach Heidelberg.

Im Zentrum dieses Daseins, das alle Lebensalter und Disziplinen, Dauerndes und Ephemeres, Geistiges und Technisches umschließt, erhebt sich noch einmal für uns der alte Amerbach, um seine mächtige Offizin bemüht und daneben noch frisch genug für die Erziehung der Söhne sowie für den Verkehr mit Vielen und sehr Verschiedenen.

Dabei schieben sich in die Akten großer Tätigkeit allerhand anmutige Nebensächlichkeiten. Wir sehen Amerbach dem Geographen Waldseemüller die Ptolemäushandschrift der Basler Dominikaner, dem Wimpfeling Gersonhandschriften

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 142. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/163&oldid=- (Version vom 1.8.2018)