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Der Tod Petris 1511, dann der Tod Amerbachs 1513 gaben Froben freie Bahn. Jetzt erst, er stand schon in den Fünfzigen, begann sein eigentliches Wesen sich zu verkünden. Er erbte die Tradition Amerbachs, der ihm seine letzten großen Publikationspläne, den Hiob, den polyglotten Psalter, die Chronik Eusebs u.a.m., samt dem schon begonnenen Hieronymus, zur Ausführung übergeben hatte. Er war willens, auch den amerbachischen Ruhm anzutreten und durch eigene Leistungen frisch zu verdienen.

Es geschah dies in denkwürdiger Weise durch neue Orientierung des Verlags sowie äußerlich durch Ändern des Formates, der typographischen und der bildlichen Ausstattung.

Schon der erste frobenische Druck, die Bibel von 1491, hatte sich durch Zierlichkeit ausgezeichnet. In dieser Sorge für eine neue Schönheit des Werkes zeigte sich Frobens Natur und gewann er sich Anerkennung; Zasius wollte deshalb Alles besitzen, was Froben ans Licht gab, und Rhenan pries am Drucke des decretum Gratiani 1512 neben der dem Amerbach zu verdankenden Korrektheit des Textes die hohe venustas der Typen Frobens. Mit eleganter Antiqua druckte dann Froben die Adagia des Erasmus. Jodocus Badius in Paris hatte sie nach dem Venediger Erstdrucke von 1508 neu drucken wollen; Froben kam ihm zuvor und publizierte im August 1513 eine Ausgabe der Adagia, jener Aldina so täuschend nachgeahmt, daß sie mit ihr verwechselt werden konnte. In solcher Weise den Wettkampf mit Venedig und Paris aufnehmend vollbrachte Froben etwas, das über die Bedeutung der typographischen Leistung und des buchhändlerischen Geschäftes weit hinausging. Dieser schöne Foliant, mit der Klarheit und Anmut seiner Typen, der Geschlossenheit des Satzbildes, dem reichen Schmucke begründete das Verhältnis des Autors zum Drucker. Durch die Adagiaausgabe zog Froben den Erasmus nach Basel; dann brachte die überlegene Schönheit seines griechischen Satzes vollends zu Wege, daß Erasmus den Pariser Badius aufgab und sich an den Basler Froben hielt. Dieser wurde vor Allem der Drucker des Erasmus. Ein Adel war damit erlangt, der die Werkstatt im Sessel über alle andern Druckereien Basels hob; zugleich aber war einer Gestaltung der Arbeit gerufen, vermöge deren diese eine Offizin während langer Zeit das Zentrum der neuen geistigen Bewegungen nicht allein Basels, sondern eines viel weiteren Bereiches wurde.

Neben Johann Froben will sein Socius Wolfgang Lachner aus Neuburg a/D. beachtet sein. Er wurde 1488 in Basel Bürger. Vom Buchführer, als welcher er den Detailvertrieb von Büchern besorgte, erhob er sich bald zum Verleger. Er gab dem Kilian Fischer, dem Jacob von Pforzheim

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)