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und andern Basler Druckern Aufträge, so auch dem Heinrich Gran in Hagenau. Er machte Geschäfte mit der Societät Amerbach-Koberger und betrieb neben dem Allem noch immer den Einzelverschleiß von Büchern, auch von auswärts, in Paris usw. gedruckten. Er hatte in seinen Diensten ein Geschäftspersonal, zu dem Leute gehörten wie die später im Bücherwesen viel genannten Konrad Resch und Buchbinder Mathis. Auf diesem Wege wurde er ein „Druckerherr“. Aber er hieß auch „Kaufmann“, weil er sich nicht nur bei der Druckerei beteiligte, sondern noch andere Geschäfte machte, Geld auslieh und allenthalben Debitoren hatte. Seine Tochter Gertrud wurde 1510 die zweite Frau des Johann Froben. Und seitdem nach Amerbachs Tode die Offizin im Sessel dem Froben allein unterstand, war Lachner mit Diesem in engster geschäftlicher Verbindung. Er war Frobens Verleger. Er besorgte den Absatz. Er verhandelte über neue Unternehmungen. Nicht immer nach dem Sinne der humanistischen Freunde Frobens. Lachner war der erfahrene und rührige Händler. Neben dem künstlerischen Schöpfer Froben der Geschäftsmann. Gegen außen weniger hervortretend; aber die Eingeweihten wußten, wie viel von ihm abhing, wie energisch er den ganzen Betrieb zusammenhielt. Nach des Erasmus Urteil war er der Führer, der princeps/tt> der Unternehmung. Im Januar 1518 starb er an der Pest, und die Zunftgenossen zu Safran begingen in der Andreaskapelle seine Jahrzeit. Aber im Sessel schien ein Teil seines Wesens weiterzuleben in seiner Tochter, der Frau Frobens. Über das Regiment dieser kleinen resoluten Person, die auch in geschäftliche Dinge hineinredete, hatte Erasmus sich oft zu ärgern. Noch in Frobens alten Tagen bescherte sie ihn mit einem Kinde, der 1523 geborenen Ursula; nach seinem Tode heiratete sie rasch den Johann Herwagen.

Der Weggang Lachners machte den Froben zum alleinigen Herrn der Buchdruckerei. Noch gab es finanzielle Schwierigkeiten zu überwinden. Dann aber begann ein Jahrzehnt mächtiger und glorreicher Tätigkeit, das letzte Jahrzehnt im Leben Frobens.

Inmitten dieser Tätigkeit steht er vor uns, wie ihn Holbein gemalt hat: mit dem etwas verkniffenen Gesichte, niederstirnig, aber energischen ruhigen Wesens. Seine Rechtlichkeit rühmten Alle; wenn Erasmus ihn langsam vergeßlich leichtgläubig schalt, so waren das momentane Verdrossenheiten eines maßlos verwöhnten Autors. Voll zäher Kraft verrichtete Froben Tag für Tag eine „Herkulesarbeit“. Seiner Jahre bewußt, aber mitgerissen vom allgemeinen gewaltigen Arbeitsdrange trieb er ungeduldig vorwärts, wollte er jede Stunde nützen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/189&oldid=- (Version vom 1.8.2018)