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Der Straßburger Andreas Cratander (Hartmann) immatrikulierte sich 1502 an der Heidelberger Universität. Dann kam er nach Basel. Aber trotz der geistigen Qualitäten, die er später zeigte, waren hier seine Anfänge untergeordneter Art. Akten von 1505 und 1512 nennen ihn einen Druckergesellen. Sie erwähnen auch seine Ehefrau Irmeli, die hier starb. In Folge davon scheint er Basel verlassen zu haben; 1513 trat er bei Mathis Schürer in Straßburg als „Diener“ ein. 1515 jedoch war er wieder in Basel und hatte Anstellung bei Adam Petri; als ein Korrektor von gelehrter Bildung verfertigte er 1516 das Repertorium zu den von Petri gedruckten Werken des Ambrosius. Zwei Jahre später sehen wir ihn im Besitz einer eigenen Offizin. Zusammen mit dem später in Köln wirkenden Servatius Kruft druckte er 1518 Werke des Ökolampad, des Erasmus, des Lorenzo Valla usw. Seit 1519 sodann, in welchem Jahr er Bürger von Basel wurde, arbeitete er allein. Eine durchaus modern gerichtete, humanistische Offizin.

Rasch und mächtig wachsend, zum Teil als Lohnwerk für auswärtige Verleger, steht die Produktion Cratanders mit glänzenden Autorennamen vor uns. Ihrer hohen Qualität entspricht der persönliche Verkehr Cratanders mit den Gelehrten. Merkwürdig frei, wie ebenbürtig begegnet er Diesen. Seine zahlreichen Briefe an Vadian zum Beispiel, dann auch die an Bonifaz Amerbach in Avignon gerichteten, sind in Sprache und Geist tadellose Humanistenbriefe. Mit Capito in Mainz pflegt er die alte Freundschaft. Ökolampad ist sein Vertrauter. 1521 wohnen Ursinus Velius und der Zürcher Konrad Grebel bei ihm, und er freut sich des frischen Lebens, das sie seinem Hause bringen. Auch mit dem großen Andreas Alciatus wird er bekannt und erhält von ihm sein neuestes Werk zur Veröffentlichung. Cantiuncula gibt ihm seine Topica und Vadians Wiener Verleger Alantsee die zweite Ausgabe des Pomponius Mela. So bekannt ist Cratander schon überall, so empfohlen durch seinen wissenschaftlichen Sinn und die Sorgfalt, die er dem Text und der Ausstattung seiner Editionen schenkt. Täglich strömen ihm Gelehrtenmanuskripte zu, die gedruckt sein wollen, so daß er nicht weiß, mit welchem beginnen. 1522 erwirbt er die Hofstatt der Sürlin in der Petersgasse, zum schwarzen Bären, und richtet da seinen Betrieb ein.

Angesichts solchen Wesens denken wir natürlich an Froben. Es liegt nahe, die Beiden zu vergleichen. In der Tat fand Froben, daß dieser Cratander ihm ins Gehege komme. Ungerne sah er ihn Erasmisches drucken, ungern auch das alciatische Buch übernehmen; die geschäftliche Verbindung Cratanders mit der großen Societät Koberger-Birkman-Alantsee, zum Drucke des Augustinus 1521, mißfiel ihm sehr.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/192&oldid=- (Version vom 1.8.2018)