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wir den Nesen durchaus im Dienste der frobenischen Offizin aufgehen; er besuchte die Messen; er schrieb Geschäftsbriefe; namentlich aber machte ihn seine feine Witterung für jeden Fehler in den Texten zum Ideal eines Korrektors. Alles dies gab er auf, um anderwärts sich weiterbilden zu können. Im Herbste 1517 verließ er Basel und ging nach Paris, später nach Löwen. Dort nahm er am Kampfe des Erasmus mit den Theologen teil; dann gewann er die Freundschaft Luthers. Seine ganze Erscheinung macht den Eindruck des Frischen und Tüchtigen. Er starb jung in Wittenberg 1524.


Mit den Anfängen des Erasmus in Basel ist der Name Gerhard Listers verbunden. Lister, ein Niederländer aus der Provinz Utrecht, hatte in Löwen und Köln studiert. Als Erasmus im August 1514 nach Basel kam, fand er hier den Lister, seinen Landsmann, schon vor. In der Medizin, deren Doktorat er vor wenigen Monaten in Pavia erlangt hatte, war er von nicht gewöhnlicher Bildung, in den drei Sprachen und Literaturen bewandert, überdies ein Jüngling dazu geboren, dem Erasmus zusagend zu sein. Aus dem nahen Verkehre mit Diesem erwuchsen ihm griechische Verse zum Plutarch, Scholien zum Lobe der Narrheit. Als Korrektor Frobens besorgte er 1515 die neue Ausgabe der Adagia. Daneben scheint er griechischen Unterricht erteilt zu haben. Schon 1516 verließ Lister Basel. Er wurde Rektor der berühmten Schule in Zwolle. Aber sein Geist weilte noch oft am Oberrheine; lange Zeit war keine Nacht, in der er nicht von Basel träumte und mit Erasmus zu sein glaubte.


Die früheste große Arbeit des Erasmus in Basel, die Ausgabe des Neuen Testamentes, zog den Johann Ökolampad in diese Stadt. Zu einem ersten Aufenthalte, für wenige Monate.

Ökolampad war 1482 in dem damals pfälzischen Weinsberg geboren, als Johann Hüsgen (Häuslein). Durch seine Mutter, die Baslerin Anna Pfister, hatte er Beziehungen zu unsrer Stadt. Er studierte in Bologna und Heidelberg und trat den Humanisten näher. Publikationen Wimpfelings und Gresemunds wurden von ihm durch poetische Beiträge geziert. Auch seine eigene Erstlingsschrift, die declamatione de passione, die 1512 in Straßburg gedruckt wurde und an der sich Zasius und Wimpfeling mit Empfehlungen beteiligten, war oberrheinisches Gewächs. Noster Icolambadius nennt ihn Wimpfeling in der großen Charakteristik seiner Theologie, die er 1511 dem Erasmus nach Cambridge sandte.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/203&oldid=- (Version vom 1.8.2018)