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eigene nennenswerte Produktion. Aber sein schönes Haus am Ufer, dessen Wände mit biblischen Historien und den Göttergestalten des Olympus geschmückt waren, wo das von Holbein gemalte Altärchen stand, wo Musikinstrumente zum Gebrauche bereit lagen samt der reichen, einst aus Italien mitgebrachten Bibliothek, war die stets offene Gelehrtenherberge. Da genoß er die Alten und empfing er seine Freunde. Er selbst „ein guter Musicus, ein holdseliges höfliches Männlein“; so heitern Wesens, daß er selbst einen Toten hätte zum Lachen bringen können.

Da war der Generalvikar Johann Fabri, den wir schon kennen. Auch er gepriesen als Mäcen und Gastfreund der Gelehrten. Musis dictantibus schrieb er seine Briefe, nach dem Diktate der Musen. Zuweilen kam er selbst herab und besuchte die Basler Freunde, den Pellican, den Ludwig Bär, die Buchdrucker. Aber schon damals nahm man wahr, wie er Schmeichelei liebte und gebeten sein wollte.

Urban Rhegius, 1512 Professor der Rhetorik und Poesie in Ingolstadt, seit 1518 in Konstanz lebend als Pleban am Münster, besucht Basel 1519. Er bringt seinen Ingolstädter Ruhm mit und die guten Empfehlungen des Zasius. Hier in Basel vollendet er sein theologisches Studium. Dann geht er nach Augsburg und wird dort Domprediger.

Noch anziehender vielleicht als diese Konstanzer ist ihr Nachbar überm See, Michael Hummelberg. Nach den bewegten Jahren seiner Ausbildung in Heidelberg Paris und Rom lebt er einsam in Ravensburg und hütet im elterlichen Hause die unverheirateten Schwestern. In der Stimmung eines Mannes, der sich abseits fühlt. Der sehnsüchtig nach allen Seiten hin horcht, nach Novitäten aus der Welt der Gelehrten und der Drucker dürstet, nach Besuchen von Freunden verlangt. Mit Bruno Amerbach und Rhenan verbinden ihn Erinnerungen an die Pariser Studienjahre. Auch den Ludwig Bär, den Froben, den Capito, den Ökolampad nennt er seine Freunde. Aber er bleibt in seinem Ravensburg, „im stillen Röhricht Pfeifen schneidend“. Mit Rhenan Peutinger Bebel u. A. korrespondiert er über die germanischen Stämme und ihre Wohnsitze; gelegentlich unterrichtet er die Konstanzer Freunde im Griechischen oder macht Besuche bei den Mönchen in Weingarten und Salem. Wie reich innerlich das Leben dieses einsamen Humanisten war, das schon mit vierzig Jahren zu Ende ging, zeigt sein ausgedehnter Briefwechsel. Die von ihm verfaßte griechische Grammatik, sein einziges Werk, trat erst nach seinem Tod ans Licht, 1532, bei Herwagen in Basel.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/217&oldid=- (Version vom 1.8.2018)