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dort die Freunde Roger Gerard Geldenhauer Barbirius Gilles u. A. Sie scheinen den übrigen Baslern so gut wie fremd geblieben zu sein; nur gelegentlich zeigt sich uns ein Verkehr des Gilles mit Rhenanus.

Namentlich aber steigt aus der mächtigen Gesamterscheinung dieses von allem Glanze des Lebens und von reichster Tätigkeit erfüllten Landes die Stadt Löwen vor uns auf mit ihrer bald ein Jahrhundert alten berühmten Universität, mit ihrem großen Buchdrucker Dierck Martens, dem „Aldus der Niederlande“, mit dem durch Hieronymus Busleiden gestifteten und 1517 unter Mitwirkung des Erasmus eingerichteten collegium trilingue, einer humanistischen Lehranstalt für die drei Gelehrtensprachen. Am meisten in diesem Löwen hat sich Erasmus während seiner Abwesenheit von Basel aufgehalten; hier wirkten seine Freunde Konrad Goclenius, Adrian von Barland, Martin von Dorp u. A.


England hat den Reiz einer mit der Monarchie der Tudor wie neu erstandenen und sofort groß und glänzend wirkenden Kraft. Es ist die Zeit, da neben Oxford und Cambridge der Hof des jungen Heinrich VIII. eine Stätte geistigen Lebens wird, sedes et arx optimorum studiorum. Es ist das Zeitalter des Johann Colet und des Thomas Morus, im Verkehre mit welchen Erasmus früh seine stärksten geistigen Erlebnisse gehabt hat. Es ist auch das Zeitalter der Thomas Wolsey, Thomas Grey, Andreas Ammonius, Wilhelm Warham, Richard Pace. Diese Alle sind gleichfalls Freunde des Erasmus; was zwischen ihnen und Basel geschieht, ist wesentlich erasmisch. Es ist auch sein Werk, daß Schriften von Colet Morus Tunstall in Basel gedruckt werden.

Dem Thomas Grey erscheint diese Stadt als der begehrenswerteste Ort sichern und edeln Lebens; auf besondere Weise kommt Richard Pace für sie in Betracht.

Von seinen italiänischen Studienjahren her Freund des Erasmus, mit dem er damals in Ferrara bekannt geworden, durch Budaeus gepriesen, durch Wolsey in selbständige politische Tätigkeit eingeführt, kam Pace 1514 und 1515 als Gesandter des englischen Königs in die Schweiz. Er hielt sich zeitweise in Basel auf, für seine Geschäfte hauptsächlich mit dem Ratsherrn Hans Stolz, sonst mit den Sodalen des erasmischen Kreises verkehrend. Der etwa dreißigjährige Mann, gründlicher Kenner der alten Sprachen und Literaturen, schrieb hier den Tractat De fructu qui ex doctrina percipitor, der 1517 bei Froben gedruckt wurde. Zur Unzufriedenheit des Erasmus, der sich in dem Buche nicht genügend vorteilhaft geschildert fand. Pace verfaßte

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 199. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/220&oldid=- (Version vom 1.8.2018)