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gehören großenteils dem Altertum. In erster Linie und fast ausschließlich seinen literarischen Denkmälern.

Die antiken Autoren erscheinen dem Cono als die „Klassiker“. Dankbar will er sie als ein Geschenk Gottes betrachten und annehmen, der sie einst zu ihren Werken begeistert habe und sie jetzt unserm Jahrhundert wieder gebe.

In Edition der Klassiker nimmt Basel damals einen der ersten Plätze unter den deutschen Städten ein; die Ausgabe des Vellejus Paterculus 1520 ist aus dieser Büchermenge als Erstausgabe herauszuheben, während es sich im Übrigen um Wiederholungen zu handeln scheint.

Neben den oft edierten Lucian und Horaz begegnen uns in diesen Basler Ausgaben Homer und Hesiod und Euripides, ferner Cicero Varro Caesar Sallust Tacitus u. A. Natürlich auch der allbeliebte Terenz, dem s. Z. schon die Offizin Bergmans gedient hat und den jetzt Fontejus in seiner Privatschule traktiert. Bemerkenswert ist die starke Beschäftigung mit Plutarch, dessen Schriften hier wiederholt herausgegeben werden. Seine Biographien sind dem Zeitalter, das an der Persönlichkeit wohllebt, natürlich willkommen; aber dieses selbe Zeitalter bedarf auch des Moralisten Plutarch, in gleicher Weise, wie es sich für Seneca begeistert. Dieser ist ein Lieblingsautor. Erasmus, der seine Basler Arbeiten 1514 mit Plutarch begonnen, ediert im Jahre darauf den Seneca, „den Einzigen, der den Geist zu den himmlischen Dingen rufe, der den Haß des Schändlichen einflöße und zur Liebe des Ehrbaren entflamme“. Wir wissen, daß Zwingli den Seneca Allen vorgezogen hat; Glarean hält 1516 Vorlesungen über ihn an der Universität; sprechend ist auch, wie oft in diesen Jahren der Seneca der Karthausbibliothek zum Lesen entliehen wird.

Wir erinnern uns hiebei an die Diskussion der oberrheinischen Humanisten über das Thema, ob nicht von den „heidnischen Poeten“ nur die nicht unsittlichen zum Studium heranzuziehen seien. Rhenan, in seinen früheren Jahren durch Jacobus Faber beeinflußt, will die Alten lediglich nach ihrer Gesinnung werten; das Künstlerische und Literarische als solches soll kein Recht haben. Mit der Zeit leitet ihn ein freieres Urteil. Aber auch Erasmus hat zuweilen das Bedenken, daß unter dem Schutze dieser antiken Literatur das Heidentum sein Haupt erheben könnte.

Auch der große Schritt in das Griechentum ist jetzt eine Notwendigkeit.


Völlig neu ist es ja nicht. Durch die lateinische Literatur ist früh auch griechischer Geist vermittelt worden. Hiebei kann aber der Humanist

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 215. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/236&oldid=- (Version vom 1.8.2018)