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Wolf in Straßburg, der die Ruinen Roms durchstreift hat und sich ein Inschriftencorpus sammelt; im Elsaß, wo ihn allenthalben die Trümmer der römischen Zeit umgeben, macht er Ausgrabungen. Aber auch an Dietrich Gresemund in Mainz bildet sich Rhenan; er besucht ihn zwischen seinen Steinen und Inschriften und unterhält sich mit ihm de re latina deque virus eruditis. Im gleichen Jahre 1509, da der Basler Hieronymus Brilinger den Altertümern am Mittelrheine nachreist. Auch mit dem antiquarischen Führer Deutschlands Konrad Peutinger steht Rhenan in Verkehr. Er beschäftigt sich mit Pomponius Laetus. Über alles groß wirkt aber Rom selbst und das um seine Trümmer sich bewegende Leben. 1519 druckt Thomas Wolf in Basel die Mirabilia Romae des Francesco Albertini.

Es handelt sich nicht um eine beliebige Doctrin. Unvermeidlich, im Grunde keiner Anregung bedürfend, aus dem Wesen des Humanismus geboren ist das Verlangen nach greifbaren Zeugen antiker Wirklichkeit. Vor Allem hier in Helvetien und am Oberrheine, wo der Humanist weiß, auf einem Boden zu leben, über den schon die Römer geschritten sind.

So macht Glarean 1515 mit dem Freiburger Peter Falk eine Wallfahrt zu den Ruinen von Aventicum. Und in Basels Nähe selbst liegt das römische Augst. Wir wissen, wie schon das frühe Mittelalter diese Stätte beachtet hat. Dann, nach langem Stillschweigen, ist seit dem vierzehnten Jahrhundert wieder von den Augster Ruinen die Rede. Der Rat von Basel braucht sie als Steinbruch, er betreibt dort auch einen Kalkofen. Im Jahre 1510 aber wird in Augst eine antike Statuette gefunden; der Stadtschreiber Gerster nimmt sie zu Händen und verehrt sie seinem Kollegen in Augsburg, der kein Anderer ist als Peutinger. In diesen Jahren ist offenbar draußen in Augst viel nach Dingen aller Art gegraben worden, daher der Rat durch wiederholte Erlasse, 1512 und 1514, das Recht der Obrigkeit am Funde wahrt. Dieses Augster Schatzgräberwesen hat dann in der Geschichte von Lienimann, der in das Heidenloch eindringt, seine phantastische Bezeugung gefunden.

Römisch ist aber auch Basel selbst. Nicht nur einzelne Stücke werden beachtet, wie Rheintor und Salzturm, die nach der Annahme Rhenans auf römischen Fundamenten stehen. Die Anfänge der Stadt überhaupt geben den Antiquaren zu denken. Eine frühere Generation, auch sie schon vom humanistischen Geiste berührt, hat als Gründer der Stadt den Römer Basilius genannt, und die Kunst hält auch jetzt noch diese Gründungssage fest. Aber inzwischen hat gelehrte Forschung die Anfänge Basels mit dem benachbarten Augst verbunden. „Aus den Ruinen von Augst erwuchs Basel“,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/239&oldid=- (Version vom 1.8.2018)