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schreibt Pirkheimer; Myconius läßt die Rauriker Augst verlassen, rheinab wandern und Basel gründen; Rhenan weiß von Überlebenden des zerstörten Augst, die in die alamannische Niederlassung Basel einziehen. Noch ist hiebei nirgends von Munatius Plancus die Rede; erst das Bekanntwerden der Inschrift seines Grabmales bei Gaëta wird ihn als Gründer von Augst — und somit auch als Gründer von Basel — bekannt machen und hier seine Verherrlichung ermöglichen.

Zwischen all diesen lokalgeschichtlichen engen Bemühungen aber macht immer wieder sein Recht geltend ein allgemein gerichteter antiquarischer Sinn. Der Drang nach Erkenntnis des Altertums in seinen Denkmälern, die Freude an diesen, die Lust sie zu besitzen, die Sammlerleidenschaft.

Nicht durchweg in rein wissenschaftlicher Absicht. Wenn der Notar Johannes Salzman, der Kaplan Gregor Weyer zu St. Peter, der Propst Jörg Locher im nahen Sulzburg ihre Briefe mit antiken Gemmen siegeln, so sind ihnen diese Kostbarkeiten vielleicht nur Erinnerungen an eine italiänische Reise, an schöne Pilgertage in Rom.

Andern Charakter hat das Sammeln antiker Münzen; ein glücklicher Sammler dieser Art ist Bonifaz Amerbach. Rhenan sammelt ebenfalls Münzen. Sie können auch als stilvolle Humanistengeschenke dienen: Erasmus spendet dem Glarean zur Hochzeit eine Trajansmünze und ein goldenes Prachtstück Alexanders des Großen. Basel hat ja numismatische Fundstätten in der Nähe; mit Münzen, die in Augst hervorkommen, wird hier Handel getrieben, und 1516 tritt bei der Landskron ein ganzer Vorrat antiker Kaisermünzen ans Licht.

Mit dem römischen Matz- und Gewichtsystem beschäftigt sich Glarean; die römischen Maße der amerbachischen Kunstkammer sind durch ihn justiert und verzeichnet.

Dem Allem gegenüber ist lediglich Studiengegenstand, von allem Beiwerk äußerlicher Köstlichkeit und Verwertbarkeit frei, die Inschrift. Auch auf diesem Gebiet ist vor Allen Rhenan zu nennen, der Erste, der über lateinische Inschriften der Schweiz öffentlich Bericht gibt. Schon vorher hat Glarean Inschriften beachtet und gesammelt, und noch tätiger hiebei ist Bonifaz Amerbach. In seinem epigraphischen Sammelbande vereinigt er Texte, die er dem Glarean verdankt, mit einer Copie der auf den Bologneser Thomas Sclaricinus zurückgehenden Sammlung des Thomas Wolf in Straßburg und mit Einzeichnungen der von ihm selbst in Vienne Nimes usw. gesehenen, sowie der von verschiedenen Freunden ihm mitgeteilten Inschriften. Ihm zur Seite steht der bescheidenere Hieronymus Brilinger mit seinem

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/240&oldid=- (Version vom 1.8.2018)