Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/249

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

stellt, so wirkt er überhaupt für eine neue Methode juristischen Studiums, mit dem bestimmten Verlangen humanistischer Vorbildung. Ohne Kenntnis der literae politores, auch der griechischen Sprache, erscheint ihm das Rechtsstudium als unvollkommen. Alle Kraft ist an das Verständnis der Quellen zu wenden.

Dennoch erscheint neben dem mächtigen Leben, das in Basel den philologischen Disziplinen gegönnt ist, die Jurisprudenz als dürftig. Um so eher beachten wir die Hilfen, die ihr hier zu Teil werden durch Edition von Rechtsquellen. Basel hat den Ruhm, daß es 1474 die Erstausgabe des Sachsenspiegels geschaffen hat“ ein halbes Jahrhundert später werden hier die Ausgaben alter germanischer Volksrechte folgen. Inzwischen publiziert die Druckergesellschaft Amerbachs in den Jahren 1511 und 1512 den ganzen Komplex der kanonischen Rechtsbücher. Dann beschäftigt sich Rhenan, durch Mutian aufgefordert, mit einer Ausgabe der Pandekten.


Auch in der Medizin regt sich etwas Frisches. Man will die alten Klassiker vom Arabismus gereinigt kennen lernen und nach ihrer Lehre handeln. Nur spüren wir in Basel selbst von diesem Streben kaum etwas. Die Stadt dient ihm durch ihren Sohn Wilhelm Copus in Paris, den wir kennen; hier ist nur der paar Humanisten zu gedenken, die sich zugleich Mediziner nennen — Lister Carinus Artolf — und des Arztes Oswald Bär, der vordem die Schlettstädter Schule geleitet hat.


Als Mathematiker von Bedeutung wird nur Glarean genannt, zu wiederholten Malen durch Erasmus.


Dieser selbe Glarean, der auch musiziert und horazische Oden komponiert, erweist sich zugleich in der wissenschaftlichen Musik als Kapazität. Nach Kainspeck Prasperg Virdung gibt er hier den Musikstudien neue Anregung. 1516 veröffentlicht er die Isagoge in musicen.


Wie an Nürnberg, so kann an Basel eine besondre Disposition für die Pflege geographischer und kosmographischer Interessen wahrgenommen werden. Der Ort alter Kaufmannschaft und unausgesetzter Weltbereisung ist auch dem wissenschaftlichen Betrachten dieser Dinge günstig. In demselben Basler Dominikanerkloster, dessen Mönch im dreizehnten Jahrhundert eine Weltkarte auf zwölf Pergamentblätter gezeichnet hat, liegt ein berühmter Codex mit der Geographie des Ptolemaeus. Aus der elsaß-lothringischen

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/249&oldid=- (Version vom 1.8.2018)