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kann Wolfgang Angst aus der Gewichtigkeit und dem Ernste des Granschen Verlages in Hagenau heraus die Basler Drucker rühmen, weil auch sie sich nicht dazu verstehen wollen, kleine Schriften von Halbgelehrten zu publizieren. Damit hängt zusammen, daß die Basler Pressen auffallend lange mit dem Drucke deutscher Werke hinter den Offizinen andrer Städte, namentlich Straßburgs und Augsburgs, zurückbleiben und dem im Volk unverkennbar verbreiteten Lesenwollen und Lesenkönnen nicht entgegenkommen. In der gewaltigen Produktion Frobens finden sich nur zwei deutsche Werke. Nach Bergmans und Furters schwachen Anfängen nehmen sich erst Gengenbach und namentlich Adam Petri des Druckes deutscher Bücher und Hefte in stärkerem Maße an.

Aber im Wesen der Zeit liegt eine Tendenz, erlesenes Gut zu allgemeinem Besitztum zu machen; Bedürfnisse dieser Art sind in verschiedenen Abstufungen und Richtungen vorhanden.

Wir nennen die Einzelheit der Übertragung antiker Autoren ins Deutsche; sie kann als Popularisierung gelten oder als Hilfe für den Nichtwissenden; im Tiefsten hat sie, indem sie das Altertum Allen heranbringt, ihre geistesgeschichtliche Bedeutung. Auch in der Produktion dieser Literatur steht Basel hinter Straßburg und Augsburg zurück.

Ein andres Stück sind die durch Thomas Murner gefertigten und durch Adam Petri gedruckten Verdeutschungen der Titelrubriken und Regeln des kaiserlichen und des kanonischen Rechtes 1518, der Institutionen Justinians 1519: Werke, die in den allgemeinen Zusammenhang der damals zahlreich entstehenden populären Rechtsliteratur gehören. Dem Zasius erscheinen sie, wie diese ganze Popularisierung und namentlich wie Alles was Murner tut, als Schändung der ernsten Jurisprudenz.

Sodann die Schule. In allen ihren Betrieben, in der Universität, in den humanistischen Lehranstalten, wird ein neues Leben spürbar und ein Kämpfen geistiger Mächte. Auch niedere Schulen formen sich um und veredeln sich, was schon einzelne Lehrergestalten uns vergegenwärtigen: an der Theodorsschule Jacob Brun, Gregor Bünzli, Jacob Salandronius; an der Martinsschule Ulrich Zwingli, dann zu St. Theodor und zu St. Peter Oswald Myconius, an der Schule auf Burg Hieronymus Artolf. Die Pfarrschule heißt jetzt gut humanistisch ludus literarius, der Schulmeister nicht mehr rector puerorum, sondern ludimagister und ludimoderator. Das alte traditionelle Grammatiklehrbuch des Alexander wird verdrängt, und an seine Steile treten die Klassiker selbst, der Terenz u. A. Neuer Stoff und neue Art wirken Jahr um Jahr auf ihre Weise.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 257. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/278&oldid=- (Version vom 1.8.2018)