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Endlich Cosmas Erzberg aus Basel. Er wird Notar; von 1488—1532 arbeitet er in städtischen Amtsstuben, erst als Substitut der Kanzlei (—1494), dann als Kaufhausschreiber. Aber schon in jungen Jahren hat er sich aus der Karthäuserbibliothek Bücher zum Studium geholt, und ein selbständigeres Bücher- und Schreiberwesen zeigt er dann bei seinen geschichtlichen Sammlungen, in denen er eigene chronikalische Aufzeichnungen mit Kopien und Extrakten andrer Texte vereinigt.


Mit dieser „Geschichtschreibung“ steht Erzberg, nicht zeitlich aber sachlich, am dürftigen Ende einer Reihe von Historikerdilettanten. Über vereinzelte Anmerkungen oder Einfälle kommt er nicht hinaus, wie die Laune und der Tag sie bringen.

Besseres leistet auch nicht der Kaufmann Hans Wiler, der in einer Handschrift die sächsische Weltchronik und die Basler Chronik Appenwilers geerbt hat und diese nun in stadt- und familiengeschichtlicher Liebhaberei mit allerlei eigenen Aufzeichnungen begabt. Das Meiste holt er sich aus alten „Registern“, nur zum kleinern Teile vermerkt er eigene Beobachtungen und Erlebnisse. Doch auch hier sind es nur dissolute Notizen.

Daneben aber stehen einige Werke, deren Autoren Darsteller heißen dürfen. Es sind die großen Ereignisse des Schwabenkrieges und der ihm folgenden politischen Umgestaltungen, dann der Mailänder Kriege, weiterhin die mächtige, anderthalb Jahrzehnte füllende Erschütterung des städtischen Wesens, die zu diesen Niederschriften getrieben haben und auch tatsächlich deren Hauptinhalt bilden. Die Verfasser sind uns in der Mehrzahl nicht bekannt; neben vier Anonymi treten Heinrich Ryhiner und Konrad Schnitt. Durchweg aber haben wir es mit fortlaufenden Erzählungen von Teilnehmern oder Zeitgenossen zu tun. Sie schreiben nicht Geschichte, sondern das Gefühl des Selbsterlebten drängt zur Äußerung. Es sind Referate ohne Prätension, Memorabilien sowohl des privaten Lebens als des öffentlichen. Mit Beschränkung auf politische und kirchliche Fakten, auf merkwürdige Vorfälle, Anekdoten, Klatsch, während sie für ganze Gebiete des städtischen Daseins, das Gelehrtenwesen, den Buchdruck, die künstlerische Tätigkeit kein Wort übrig haben. Auch keine Gruppierung oder Gestaltung findet sich; die Bequemlichkeit der chronologischen Folge meistert Alles.

Deutlicher wird uns die Entwickelung des Laienchronisten bei dem Tuchhändler Ratsherrn und Bürgermeister Adelberg Meyer. Sein Vater Klaus hat sich uns s. Z. als modern gerichteten Sammler und Leser vorgestellt.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/283&oldid=- (Version vom 1.8.2018)