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Deutlicher als in diesen losen Einzelheiten verkündet sich dichterische Art und Kunst in einer Reihe dramatischer Schöpfungen. Auf diesem Gebiet ist Gengenbach der die Zeit repräsentierende Meister.


Pamphilus Gengenbach, wohl ein geborener Basler, scheint auf der Wanderschaft bei Koberger in Nürnberg gearbeitet zu haben; Beziehungen zu Nürnbergern und Reminiszenzen dieser Stadt des Meisterliedes und der Fastnachtspiele zeigen sich noch später bei ihm. Zunächst hat er unruhige Jahre in Basel mit Geldschulden Wundtaten Friedbrüchen. Er ist Druckergeselle. Zwischenhinein auch einmal Kochwirt zum Rößlein (Röslein). Erst mit dem Schlusse des ersten Jahrzehnts erscheint seine Existenz als befestigt. 1508 wird er zünftig zu Gartnern, 1509 verheiratet er sich mit Änneli Renkin. Was ihn von jetzt an vor das Stadtgericht bringt, sind weniger eigene Schulden, als Forderungen die er zu stellen hat, oder Bürgschaften die er leistet. Um diese Zeit nimmt auch seine Gesellenschaft ein Ende. Er arbeitet als selbständiger Buchdrucker in seinem 1513 gekauften Hause zum kleinen roten Löwen neben dem Himmelzunfthaus. Aber er druckt nicht nur Werke Andrer, er geht selbst unter die Autoren.

Die Eigenart des Druckers Gengenbach haben wir schon kennen gelernt. Das Deutsche, das Aktuelle, das Kurze, das sofort Wirksame ist sein Thema. Dem entspricht seine eigene Schriftstellerei.

In wechselvollen Jugendjahren reif und stark geworden, von nicht gewöhnlicher Bildung, erscheint er in seinen Werken als der Kommentator alles Dessen, was um ihn ist. In durchaus ernstem Sinne, mit moralisierender Tendenz, mit dem Patriotismus der reichsdeutschen Richtung. Alle diese Qualitäten wirken in Gengenbachs Schauspielen.

Wir erinnern uns an die wenigen ältern Basler Spiele, von denen wir Kunde haben. An das Spiel der Schneider, an das Fastnachtspiel von Bertschis Hochzeit, an das Spiel vom reichen Mann und armen Lazarus. Bei einem Spiel an der Fastnacht 1504, in Kleinbasel, ziehen die Mitwirkenden übermütig in eines der dortigen Frauenklöster; 1511 haben die Buchdrucker ihr Spiel auf dem Marktplatz. Auch das geistliche Schauspiel mit seiner Dramatisierung von heiliger Geschichte und Legende ist in Basel heimisch. Wir hören oft von diesen „Spielen der Pfaffen"; das Peterskapitel verwahrt in seiner Bibliothek Texte eines Osterspieles, eines Himmelfahrtsspieles und dgl.; und wie Weltlichkeit und Laientum auch in diesen heiligen Bezirk der Kirchendramatik einzudringen versuchen, zeigt die Vorschrift der Statuten 1503, daß in Kirchen und Kirchhöfen keine Tänze noch

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/286&oldid=- (Version vom 1.8.2018)